Wer hätte nach all den Jahren in der zweiten Liga und den unzähligen Versuchen einen Sieg in Heidenheim zu erringen gedacht, dass wir auch in Liga 1 dazu noch einmal die Gelegenheit bekommen sollten?
Am sechsten Spieltag machten sich etwa 1.700 Unioner auf den Weg nach Heidenheim an der Brenz. Wenn heute wieder kein Ergebnis mit Zählbarem erzielt wird, könnte man schon fast von einer kleinen Krise sprechen. Wir erreichten das Stadion etwas verspätet, doch die entspannte und schnelle Einlasssituation sorgte dafür, dass sich alle rechtzeitig im Gästeblock einfinden konnten.
Das Spiel begann mit einem Intro bestehend aus rotem Rauch, untermalt mit weißen Fackeln. Das Pyrointro beflügelte den Support und die ersten Lieder gingen ordentlich über die Lippen. Union startete gut ins Spiel und verpasste in der 9. Spielminute nur knapp den Führungstreffer durch Becker. In einem tempo- und abwechslungsreichen Spiel kam es zu mehreren Chancen auf beiden Seiten. Leider verpassten es Fofana und Behrens die Führung zu erzielen. So ging es mit einem kleinen Chancenplus in die Halbzeitpause.
Die zweite Hälfte startete erneut mit einem Pyrointro, bestehend aus Fackeln. Die gute Verteilung und Anzahl sorgte für ein schönes Gesamtbild. Union kam stark aus der Pause, jedoch fehlte Behrens beim Torabschluss erneut das Glück. Das genannte Glück hatte Heidenheim dann nur wenig später in der 59. Spielminute, als Bestes Freistoß unhaltbar im linken Winkel landete. Heidenheim stand anschließend kompakt und konnte die Führung gegen zu harmlose Unioner verteidigen. Somit muss sich Union zum vierten Mal in Folge in der Liga geschlagen geben.
Mit den letzten Fackeln und Gesängen verabschiedeten wir die Mannschaft und traten die Rückreise an.
Das erste Spiel nach dem Debüt unserer Liebe in der Champions League. So einige Wunden sind noch frisch, weshalb sich der Großteil der Gespräche um diese Themen drehte. Unsere Sicht der Dinge könnt ihr im Spielbericht zu Madrid lesen.
Das Spiel selbst wurde aber dennoch verfolgt und mit kräftiger Stimme unterstützt. Aus unterschiedlichen Gründen wurde auf den Einsatz von Schwenkern verzichtet. Die verfügbaren fünf Prozent Gästekarten wurden nicht einmal ausgereizt, es ist halt nur ein Dorfverein. Dennoch waren vereinzelt Gesänge des verkleinerten Gästeblocks zu hören. Das Wort „Nicht-Leistung“ durch Urs trifft es sehr genau. So konnten spielerisch kaum Akzente gesetzt werden und man lief dem Ball eigentlich nur hinterher. Ein dadurch entstandener Zweikampf sorgte in der 22. Minute durch ein Foul von Bonucci, für den ersten Strafstoß. Es dauerte nicht lang, da war bereits die Kugel zum zweiten Mal im Netz. Zum Glück wurde ein zweiter Elfer kurz nach dem 2:0 durch den VAR in einen Freistoß korrigiert, sonst wäre der Zerfall vermutlich fix gewesen. Trotz alledem VAR abschaffen! In der zweiten Hälfte gab es durchaus positive Entwicklungen. Immer wieder tauchten die Eisernen vor dem Tor der Gäste auf. Ein Leistungsanstieg, insbesondere durch die Einwechslung Fofanas, brachte nur Verwirrung bei den Gästen doch leider kein Klingeln im Kasten. Somit war das 0:2 aus der ersten Hälfte auch der Endstand. Ergänzend zur Leistung der Staatsmacht in Madrid gab es in der 2. Hälfte noch zwei Spruchbänder und kurze Gesänge. Unsere Kultur lassen wir uns eben nicht verbieten. Nun heißt es Kopf hoch, die Gesänge zum Abschied verinnerlichen und in Heidenheim Punkte sammeln.
Und Niemals Vergessen: „Aber nichts ist größer und besser als zu Hause in der Alten Försterei zu spielen“
Was absurd klingt, wurde an diesem Mittwochabend Wirklichkeit und alles war für einen großen Fußballtag angerichtet. Geiles Wetter, tausende Unioner und eine geile Mannschaft, die sich dem großen Widersacher mit allem, was sie hat, entgegenstellen würde. Am Ende gewinnen die Königlichen knapp mit 1:0.
Dies soll es mit Informationen aus dem Stadion aber auch gewesen sein, denn Real Madrid und das ganze Land hat sich tatsächlich königlicher verhalten, als man es erwarten konnte. Diese Aussage soll dabei keineswegs positiv bewertet werden, sondern eher im Sinne einer erhabenen Herrschaftsgewalt, die mit aller Macht gegen den Pöbel vorgeht.
Im Vorfeld war natürlich bereits klar, dass eine selbstbestimmte Fankultur in Spanien nicht erwünscht ist. Die Eindrücke, die sich uns in Madrid boten, gingen jedoch weit über das Erwartbare hinaus. Wir möchten an dieser Stelle gar nicht zu sehr ins Detail gehen. Dafür sind die Eindrücke zu frisch und wir alle noch immer zu niedergeschlagen. Wie wohl jeder Mitgereiste mitbekommen hat, war die Szene bei dieser großen Partie nicht oder nur sehr vereinzelt im Stadion anwesend. Auslöser dafür waren nicht zuletzt wir, da unsere Zaunfahne neben der des TSK nicht den Weg in den Block fand. Grund dafür war die Gewaltverherrlichung, welche man in den abgebildeten Fratzen sah. Sämtliche Diskussionen und Schlichtungsversuche brachten nichts bzw. mündeten in ganz neuen Absurditäten. Wir wollen uns nicht als die Patrioten von Fußballeuropa darstellen, aber die ganze Woche waren Unioner, teilweise mit T-Shirts mit den entsprechenden Aufdrucken, in der Stadt unterwegs, wurden herzlich empfangen und feierten ein großes Fußballfest. Die Menschen in Madrid hatten Bock auf Union und Union hatte Bock auf dieses Spiel.
Wie auch immer, die spanische Polizei platzierte ihre Regeln und hatte auch die Möglichkeit, diese durchzusetzen. Dass sie sich mit dem Thema „Gewaltverherrlichung“ auskennt, wurde schnell deutlich. Die Ansagen kamen energisch auf Spanisch und direkt danach folgte der Knüppel. Nicht um zu drohen, sondern um ihn in einer kooperierenden Menge auch auf Kopfhöhe einzusetzen. Im Zuge sämtlicher Maßnahmen kam es zum vollkommen überraschenden Einsatz von stark reizendem Pfefferöl ohne erkennbares Ziel, einzig zum außer Gefecht setzen einer größtmöglichen Menge an Leuten am selben Ort, wo wir gerade noch mit einem kleinen Unionfan eine Runde Dosen-Fußball spielten. Ihre wahre Macht demonstrierten die Bullen dann aber mit dem im Anschlag halten von Schrotgewehren, befüllt mit Gummigeschossen, in ihren ersten Reihen. Nochmal: Ohne, dass vor Ort Gewalt unsererseits angewandt wurde. Die Szene verließ etwa in der 10. Spielminute geschlossen das Stadion, als klar war, dass unser Material nicht mit in den Block kommt. Damit verzichteten viele Unioner, die den Verein seit Jahrzehnten mit einer nahezu 100%-Quote besuchen, auf dieses besondere Spiel. Die ganzen Mythen um das Bernabeu, das Kribbeln an diesem Tag und die Belohnung für die Treue in der jahrelangen sportlichen Bedeutungslosigkeit: Alles hin.
Doch es gibt Dinge, die wichtiger sind und dabei können wir zusammenfassen, dass unsere Fratze nicht gewaltverherrlichend ist, sondern für Haltung, Selbstbestimmung und Werte steht. Vielen Dank auch für die Solidarisierungen aus der Fanszene.
Damit wäre dieses große Kapitel abgehakt. Da es auch unabhängig von uns zu unangebrachten polizeilichen Maßnahmen kam, möchten wir darauf hinweisen, dass sich jeder bei der Eisernen Hilfe melden kann, wenn es die Zeit zulässt. Fertigt bestenfalls Protokolle an und lasst Eure Verletzungen dokumentieren.
Wunden lecken und dann geht es am Samstag gegen Hoffenheim schon wieder weiter. Unabhängig vom Gegner können wir endlich wieder Fußball für Menschen in unserem Stadion besuchen. Um der Gesellschaft etwas zurückzugeben, denkt gern an die Sammelaktion für Winterklamotten für Obdachlose, durchgeführt von der FuMA und der Stiftung des 1. FC Union Berlin.
Bevor es in wenigen Tagen nach Madrid zum Sensationsspiel von wahrscheinlich allen Unionern geht, steht zunächst noch einmal der Ligaalltag im Vordergrund. Zum 4. Spieltag der laufenden Bundesliga-Saison geht es in die Autostadt zur VfL Wolfsburg-Fußball GmbH. Nachdem uns vor zwei Wochen noch die Bullenschweine gegenüberstanden, vermittelt der heutige Gegner abermals den Eindruck, dass der Fußball wohl den Großkonzernen gehört. Fußball gehört den Fans!
Den Weg nach Wolfsburg traten rund 3.600 Unioner an, die am Einlass gleich mal ausgebremst wurden, da nur 2 kleine Stadion Tore geöffnet waren. Auf Nachfrage hieß es seitens der Ordner nur, „Zu wenig Personal, denn wer will schon Samstags arbeiten.“. Dennoch schafften es alle mitgereisten Fans pünktlich zum Anpfiff in den ausverkauften Gästeblock.
Die Jungs auf dem Rasen waren von der ersten Minute an motiviert. Auch der Gästeblock kam allmählich in Fahrt. Die Heimkurve zeigte sich in der 10. Spielminute ein erstes Mal beeindruckt von unserer geballten Power und verstummte kurz. Es folgten kleinere Provokationen, bis diese in der 12. Spielminute von den schwer ins Spiel gekommenen Wölfen durch das 1:0 unterbrochen wurden. Die Mannschaft ließ sich davon kaum beeindrucken und behielt die Oberhand im Spiel. Spielerisch war Union besser und konnte mehrere klare Aktionen nach vorne setzen. Diese wurden durch Gosens in der 28. Spielminute mit dem Ausgleichstreffer belohnt. Ein wuchtiger Kopfball nach einer Flanke von Laidouni. Allerdings folgte nur zwei Minuten später die erneute Führung für den VfL mit einem durchaus sehenswerten Treffer aus gut 20 Metern. Man könnte meinen, der VfL hat heute einen guten Tag mit hoher Effektivität erwischt. Zwei Schüsse, zwei Tore bis dahin. Die zweite Halbzeit begann auf beiden Seiten etwas fahrig und es gab wenig Aktionen nach vorne. Die tiefstehenden Wolfsburger erschwerten es den Eisernen klar nach vorne zu spielen. Fußballerisch hatten sie bis auf einige wenige Einzelaktionen daher kaum etwas zu bieten und so blieb es beim Stand von 2:1.
Es ist eine bittere Niederlage, weil unsere Jungs deutlich mehr ins Spiel investiert haben. Nun heißt es rein in die Champions League-Woche. Alle in Rot in Madrid!
Groß war der Jubel am 27.05.2023, als nach dem 1:0-Sieg gegen Werder Bremen feststand, dass Union nicht nur in Europa, sondern sogar in der Champions League spielen würde. Die Vorfreude war riesig, doch auch schnell machte sich Ernüchterung breit. Die Verlängerung des Stehplatzpilotprojektes der UEFA stand noch aus. Ohne Verlängerung würde man also im Olympiastadion spielen. Dann die Nachricht, dass das Stehplatzprogramm verlängert wird. Wie man so hört, schwirrte die Nachricht der UEFA kurz vor knapp ein, als die Planungen für das Olympiastadion schon weit fortgeschritten waren. Nach Prüfung und internen Diskussionen entschied sich der Verein dazu, die Spiele für alle Mitglieder und Sponsoren zu öffnen und damit im Olympiastadion auszutragen. Das Entsetzen innerhalb unserer Gruppe war groß und schnell stellte sich intern die Frage nach dem Umgang mit der sich zwangsläufig auftuenden Diskussion. In den anschließenden Gesprächen mit der Szene, dem Verein und langjährigen Weggefährten stellte man uns immer wieder die Frage: „Wogegen seid ihr eigentlich bzw. wer ist euer Adressat?“ Eine Frage, die absolut berechtigt ist, jedoch die Schwierigkeit der ganzen Diskussion, aber auch ihre Sprengkraft aufzeigt. Aber wer sind die potenziellen Adressaten?
Union of European Football Associations
Wo soll man hier anfangen? Den romantischen Gedanken, dass es der UEFA einzig und allein um einen sportlichen Wettbewerb zwischen den erfolgreichsten Teams Europas geht, braucht freilich niemand zu träumen. Gewinnmaximierung durch Markenschaffung und Marktgewinnung ist das Ziel. Der Fokus liegt auf den Zugpferden, den großen Namen. Diesen soll der Zugang erleichtert werden. Die Champions League-Reform im nächsten Jahr dient vor allem dazu, diese Vereine zu binden und glücklich zu stellen. Ein Verein wie der unsere ist nur für das Rahmenprogramm vorgesehen. Gewissermaßen die Aschenbrödel-Story, bis es dann im weiteren Verlauf des Turniers wieder die schwerreichen Vereine unter sich klären. Allein diese angeschnittenen Punkte erzeugen beim Schreiben eine Verachtung gegen diesen Wettbewerb. Doch dann kommt die Erinnerung an die Champions League-Hymne beim letzten Heimspiel (Danke Wumme!) und die Gänsehaut, die dadurch erzeugt wurde. Die Marke wirkt! Beim Autor wirkte sie mit dem Gedanken an vergangene Spiele gegen Falkensee, Wismar oder Neuruppin. Bei anderen wird sie wirken, weil die Vereine aus dem Fernsehen jetzt auf einmal vor der Tür stehen. Aber geht es dabei eigentlich noch um unseren Verein? Der Verband schmückt sein Premiumprodukt auf jeden Fall ordentlich aus. War man aus den letzten beiden Jahren schon gewohnt, dass die UEFA Tage vor dem Spiel die Kontrolle übers Stadion übernahm, steigt dies beim Premiumprodukt Champions League in neue Sphären. Langjährige Sponsoren und damit Retter und Stabilisatoren unseres Vereines, müssen ihre Plätze für den Verband abtreten. Langjährige Unioner, die sitzen immer noch „für’n Arsch“ finden, aber körperlich darauf angewiesen sind, werden durch Premiumsponsoren der UEFA und internationale Medienvertreter verdrängt. Insgesamt wären die Plätze für Unioner deutlicher reduziert gewesen, als in der vorangegangenen Saison und zu normalen Heimspielen ohnehin. Wie im vergangenen Jahr allen Mitgliedern die Chance auf wenigstens ein Spiel zu geben, war ausgeschlossen. Diese Auswirkungen durch das Produkt Champions League sollte man sich vor Augen führen, wenn die Hymne startet. Sie hat keine Bewunderung verdient, sondern Verachtung, steht sie doch für so vieles gegen das wir uns in der Vergangenheit positioniert haben. Und doch sind es nicht mehr Sandhausen, Ahlen oder Hohenschönhausen, sondern Braga, Neapel und Madrid. Historische Momente, in deren Nähe wir vielleicht nie wieder kommen werden.
Vereinsführung
Vor genau diesem Dilemma stand unsere Vereinsführung und der zeitliche Spielraum für Entscheidungen war klein. Langjährige Unterstützer vor den Kopf stoßen? Wie werden wir unseren zahlreichen Mitgliedern gerecht? Letztlich beantwortete der Verein diese Fragen mit einer Entscheidung für das Olympiastadion und gegen die Alte Försterei. Bricht man es auf die Aussage herunter, dass man sich für die Champions League für alle entschieden hat, ist diese Entscheidung vielleicht verständlich, was jedoch suggeriert man den Mitgliedern damit? Daran anschließend: Wann eigentlich ist die Alte Försterei gut genug? Zunächst einmal muss man sich bewusst machen, was die Beweggründe sind, Vereinsmitglied zu werden. Die Hoffnung, dass dies aufgrund des Wunsches nach Mitbestimmung und Teilhabe passiert, ist schnell vom Tisch zu wischen. War dies vielleicht vor zehn Jahren der vornehmliche Anlass. Seit Jahren ist eine Mitgliedschaft jedoch der ausschließliche Weg, Heimspiele unseres Vereins besuchen zu können, vorausgesetzt, man gewinnt im Losverfahren. Selbstverständlich ist da die Lust bei jeder und jedem groß, einen solch historischen Moment auch miterleben zu dürfen. Doch hilft das unserer Fußballkultur, welche vor allem in den sportlich bedeutungslosen Jahren geprägt wurde, wirklich weiter? Können Leute, die wenig bis keine Spiele unseres Vereins im Stadion An der Alten Försterei erlebt haben, überhaupt nachvollziehen, was unsere Fußballkultur ist? Mitgliedschaft hin oder her. Wird durch diese drei Spiele nicht ein falscher Eindruck vermittelt? Nämlich der, dass es auf einmal allen Unionmitgliedern möglich ist, ein „Heimspiel“ unseres Vereins zu sehen? Was macht das mit der Erwartungshaltung? Selbst nach unserem Stadionumbau wird die Kapazität nicht für alle Unionmitglieder ausreichen. Für alle Unioner schon gar nicht. Bleibt der sportliche Erfolg, ist vielleicht ein Verhältnis von Mitgliedern zur Stadionkapazität wie aktuell denkbar. Welche Argumente sprechen dann aber für die Alte Försterei, die jetzt gegen sie sprechen? Wo ist beispielsweise die Grenze zu einem Bundesligaspiel gegen einen der „Großclubs“? Wäre es da nicht angebrachter gewesen, den Standort Alte Försterei, unsere Werte und damit am Ende auch unsere Marke zu stärken, anstatt den Eindruck zu erwecken, dass man eine Lösung für alle finden kann?
Fanszene
„Dann haben wir halt sechs Auswärtsspiele!“ Eine Aussage, die wir nach der Vereinsentscheidung häufig gehört und gelesen haben. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema war selten oder nur am Rande zu vernehmen und wenn, dann war diese gespickt mit Resignation. Dann kam der Dauerkartenverkauf. 40.000 Dauerkarten innerhalb eines Tages sind verkauft worden. Ein enormer Run auf die Tickets. Halt ein historisches Ereignis, vielleicht einmalig in unserer Geschichte oder zumindest zu unseren Lebzeiten. Doch wie soll es weitergehen? Ab ins Olympiastadion und so tun, als wenn alles normal ist? Brauchen wir die Alte Försterei wirklich wie die Luft zum Atmen? Oder ist der Griff zum „Sauerstoffgerät“ Olympiastadion nicht doch zu schnell passiert? Getreu dem Motto Hauptsache Champions League? Schaut man sich die Grafik an, erinnern die Plätze auf der Gegengerade an einen Curved-TV. Prädestiniert für eine Show, passend zum Eventstadion. Diskussionen nimmt man kaum wahr. Eher die Sorge, dass keine Normalität herrscht. Doch kann man unsere Werte, unsere Art Fußball zu leben, einfach so „verpflanzen“? Kann man einfach so den Schalter umlegen und tun, als ob der Weg vom S-Bahnhof Olympiastadion der gleiche wie in Köpenick ist? Die ganzen Rituale und Marotten, alle einfach kommentarlos wegwischen? Das alles aus Nächstenliebe, damit für drei Spiele alle Mitglieder die Möglichkeit haben, die Spiele zu sehen? Oder stellt man nicht insgeheim doch einen Wettbewerb auf ein Podest, an dem man unbedingt teilnehmen will? Hat man die Alte Försterei verraten? Oder nochmals die Frage: Unter welchen Bedingungen ist die Alte Försterei gut genug? Bedingungslos gut genug für uns scheint sie seit der Entscheidung nicht mehr!
Zum Ende bleibt die Frage, wogegen wir eigentlich sind. Grundsätzlich sind wir nicht gegen etwas, sondern wir sind ProAF und das bedingungslos. Blicken wir musikalisch auf diese Debatte, passen sowohl „Wo du auch spielst, ja, wir folgen dir“, als auch „Hier is meen Zuhause, hier kricht ma keener weg, die Alte Försterei dit is der einzje Fleck“. Auch hier zeigt sich wieder die Zerrissenheit auf, die das Thema mit sich bringt. Es gibt außer der monetären Ausrichtung der UEFA und deren Regularien keine falsche Perspektive und dennoch möchten wir zum Nachdenken anregen. Für uns gehört unser Verein, wann immer es die äußeren Bedingungen zulassen, ins Stadion An der Alte Försterei. Der sportliche Erfolg unserer Mannschaft ist historisch und verschafft uns eine neue Form der Aufmerksamkeit. Wir haben die Möglichkeit, unsere Art des Fußballs, Fußball pur, mehr denn je in die Welt zu tragen. Doch statt das mit Einschränkungen in unserer Heimat auf unseren selbst gebauten Stufen zu tun, dort, wo aus jeder Ritze unsere Philosophie des Fußballs sprießt und ihren Charm entfaltet, gehen wir freiwillig in diesen protzigen Nazi-Bau. Kurz und knapp, richtig historisch wäre es gewesen, die Champions League im Stadion An der Alten Försterei zu erleben. Was war das für ein Pokalabend gegen Ajax? Dies wird Real und Co. nun verwehrt bleiben. Selbstredend kann man auch im Olympiastadion für unsere Werte eintreten und diese verkörpern. Natürlich ist sitzen auch dort „für’n Arsch“ und man wird die Mannschaft auch dort nach den Boone’schen Gesetzen unterstützen. Doch dies wird nicht die gleiche Strahlkraft und Wirkung haben wie An der Alten Försterei. Man wird im schlimmsten Fall eine Minderheit darstellen. Wir verpassen die Chance, der Welt unser wahres Gesicht zu zeigen und laufen Gefahr, austauschbarer Teil eines Events zu werden.
Als Fazit nehmen wir für uns als Gruppe mit, dass die drei Spiele für uns keine Normalität darstellen werden. Wir müssen aber auch feststellen, dass die Diskussion zu komplex ist, um die eine, allumfassende Protestform und Lösung zu wählen. Normalität bedeutet für uns, die Spiele unseres Vereins zu besuchen, diesen in höchstem Maße akustisch wie optisch zu unterstützen und zu repräsentieren und als Gemeinschaft aufzutreten. Diese Normalität wird es für uns nicht geben können.
Nach einer unfassbaren Gruppenauslosung für die Champions League und der Verpflichtung von Europameister Leonardo Bonucci beenden wir den 3. Spieltag der Bundesliga mit einem Heimspiel gegen das Team der Red Bull GmbH aus Leipzig.
Unsere Ablehnung gegenüber diesem Produkt ist seit Jahren klar definiert. Aus diesem Grund gab es auch heute in den ersten 15 Minuten keinen Support. Die Zaunfahnen waren wie gewohnt eingerollt. Stattdessen konnte man am Zaun schwarze Transparente mit Werten und Aktionen sehen, die unseren eingetragenen Verein ausmachen und prägen. Wir werden euch niemals akzeptieren! Nach den 15 Minuten Stille, startete das Stadion mit brachialem Support, der während des Spiels gelegentlich leicht nachließ. „Ja, so eisern wie Granit…“ knallte erneut ordentlich. Man konnte spüren, welche Wucht dieses Stadion entwickeln kann.
Zum Spiel kann man sagen, dass es Union gegen eine sicher stehende Hintermannschaft sehr schwer hatte und bis auf einen Kopfball von Kevin Volland zu keinen Torchancen kam. Hinzu kam, dass die Gegenspieler den Fußballplatz offensichtlich mit einer Liegewiese verwechselten. Leipzig war eiskalt und nutzte die gebotenen Chancen. Die unnötige rote Karte von Volland trug ebenfalls dazu bei. Am Ende steht eine verdiente 0:3-Niederlage auf der Anzeigetafel. Was jedoch überhaupt nicht akzeptabel ist, sind Unioner, die das Stadion bei einem solchen Spielstand vor dem Abpfiff verlassen. Gerade bei solchen Ergebnissen muss man die Mannschaft für zukünftige Aufgaben stärken und Rückhalt symbolisieren.
Darmstadt! Dieser Ort klingt nicht nur eklig, wir haben auch ziemlich ätzende Erinnerungen an ihn. Wer erinnert sich nicht gern daran, als uns vor acht Jahren gleich fünfmal der „Oh Lilien, oh Lilien“-Klassiker durch die Boxen in den Block geballert wurde und jeder Unioner bestimmt noch eine Woche danach schlechte Träume zu ’nem fetzigen Rhythmus hatte.
Auch in den Folgejahren wurde Union hier in aller Zweitligaregelmäßigkeit schön verprügelt. Aber was soll’s. Neues Jahr, neue Liga, neues Glück und: Neues Böllenfalltor. Dieses wurde nun nämlich endlich renoviert. In seiner Einfachheit ist es tatsächlich ein ganz schickes kleines Stadion, das ein wenig an das Stadion An der Alten Försterei erinnert. Was jedoch schade ist, ist der Verlust der alten Gegengerade, auf der auch der Gästeblock untergebracht war. Diese war nämlich nicht nur schick, sondern definitiv einzigartig.
Das von dem Union aus 2015 irgendwie nicht mehr so viel übrig geblieben ist, wurde schnell bestätigt. Nach drei Minuten klingelte es im Lilienkasten, nachdem Robin Gosens rotzfrech sein Bundesligapremierentor erzielte. Geil! Dieses Gefühl wurde jedoch recht schnell von alten Bölle-Vibes eingeholt. Erst bekommt Brandon Aaronson eine völlig überzogene Gelb-Rote Karte und 4 Minuten später schreit uns wieder Alberto Colucci an und seine Lilien nach vorne. Die meisten Unioner dachten hier wohl: Dieses Lied werden wir heute noch häufiger hören!
Doch Union gewinnt auf einmal sogar diese Spiele. Völlig problemlos schlachteten in der Folge zehn Gäste die Gastgeber mit 4:1 ab und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass der SV Darmstadt damit noch gut bedient war. Neben Unionangriffen wurden vor allem harte Zweikämpfe geführt, die leider sowohl David Fofana, als auch Sheraldo Becker zu verletzungsbedingten Wechseln zwangen. Gute Besserung an dieser Stelle! Völlig wertungsfrei möchten wir in diesem Zusammenhang die astreine Produktplatzierung einer großen deutschen Krankenkasse erwähnen, die bei jeder verletzungsbedingten Unterbrechung auf den Leinwänden darauf aufmerksam machte, dass sie für Dich da ist, wie hart das Foul auch immer sein mag. Soviel zum Spiel. Spieler des Spiels war ohne Frage Robin Gosens. Mal davon abgesehen, dass er zwei Tore erzielte, war es beeindruckend, was der Gegner aufwenden muss, um einen Zweikampf gegen ihn zu gewinnen, wie viel Einsatz er in jeder möglichen Situation zeigt und wie emotional er nach den Toren zur Kurve läuft. Ihm nach zwei Spielen irgendeinen Uniongeist anzudichten, den er verinnerlicht hat, wäre deutlich unangebracht, jedoch scheint hier das Team um Oliver Ruhnert mal wieder einen Transfer getätigt zu haben, der menschlich und spielerisch perfekt in unser System passt.
Der Gästeblock war mit 1.700 Unionern ausverkauft, jedoch wäre alles andere bei der Größe des Blocks auch enttäuschend gewesen. Der Ultramob aus der Hauptstadt kehrte vor dem Spiel in einem örtlichen Biergarten ein, in dem er sich sogar eine knappe Stunde ohne Bullenbegleitung ein paar Biere und Haxen gönnen konnte, bevor uns ein Zivipärchen besuchte und kurz darauf einige Wannen vorgefahren kamen.
Im Fahnenintro erinnerte der Gästeblock an die Vizemeisterschaft unseres Vorgängervereins SC Union Oberschöneweide vor 100 Jahren. Ein schickes Bild zu einem großartigen Anlass, dessen Jubiläum wohl nur den wenigsten Unionern so bewusst gewesen sein dürfte. Nach einem Halbfinaltriumph über die SpVgg Fürth, verloren die damals noch im Schlosserblau spielenden Unioner im Finale gegen den HSV mit 3:0.
Auch die Heimseite hatte ein schickes Intro parat, welches vor allem vom Chaos lebte. Kleiner Kritikpunkt an der Stelle ist, dass das Spruchband „ALLEZ LES BLEUS“ etwas zu klein auf der kompletten Länge der „Jonathan Heimes“-Tribüne wirkte. Bewegung war auf ebenjener Tribüne zwar dauerhaft zu vernehmen, jedoch kam im Gästeblock kaum etwas an. Wenn der Rest des Stadions mit einstieg, vor allem bei den Wechselgesängen, wurde es lauter.
Der Unionblock konnte wechselhaft und spielbedingt auf sich aufmerksam machen. Nach etwas Resignation Mitte der ersten Hälfte, hatten wir vor allem in Hälfte zwei einige gute Phasen.
Das war nun also der Bundesligaauswärtsauftakt der neuen Saison. Kann so weitergehen! Nächste Woche steht das wohl ätzendste Heimspiel der Saison an, wenn der Fußballkulturkampf aufs Neue aufgenommen wird. Wir müssen an dieser Stelle wieder zeigen, dass wir zwar denselben Sport betreiben, jedoch nicht dasselbe Spiel spielen.
Nachdem Union in der Vorwoche souverän die erste Pokalrunde überstanden hat, gab es kurz vor dem Bundesligaauftakt noch die ein oder andere Überraschung auf dem Transfermarkt.
Das erste Heimintro der neuen Spielzeit war eine vom Wuhlesyndikat durchgeführte Choreo, bei der einzelne Motive an Mehrfachhaltern hochgehalten wurden, welche die Schätze der Vergangenheit zeigten. Dazu kam das zentrale Element eines passenden Schlüssels am hochgezogenen Netz, gespickt mit vielen kleinen Diamanten und Talern im Block, sowie das geteilte Spruchband: „Unser Schlüssel zum Erfolg – Nie zu vergessen, woher wir kommen“. Ohne Frage eine gelungene Choreo zum Saisonstart. Erfreulicherweise gelang der Start auf dem Rasen genauso und Behrens netzte bereits nach 52 Sekunden per Kopf ein. Auf der Waldseite nahm der Großteil das Tor nur durch den Jubel auf den Nachbartribünen wahr, da er es selbst nicht gesehen hat. Die Choreo war zu diesem Zeitpunkt noch oben.
Union war von Anfang an besser im Spiel, war gierig und konnte erneut durch einen Kopfball von Kevin Behrens in der 9. Spielminute auf 2:0 erhöhen. Von nun an herrschte maximale Ekstase im Block und es entwickelte sich eine sehr gute Lautstärke für die gesamte Dauer des Spiels. Mainz kam im Anschluss tatsächlich auch in der Partie an und erarbeitete sich einige Spielanteile, bis Fofana kurz vor der Halbzeit, durch einen Freistoß beinahe das dritte Tor erzielen konnte.
Zur Pause gab es zwei Spruchbänder. Das Erste war für Matti von den Eisernen Botschaftern, welcher leider seinem Krebsleiden erlag. Er wird uns fehlen! Das zweite Spruchband richtete sich an Kernchen, welcher nach unfassbaren 17 Jahren an der Trommel als eine ganz zentrale Stellschraube zum Motor der Waldseite beitrug und nun sein Amt niederlegt. In unzähligen Kurven im In- und Ausland hat er in bemerkenswerter Konstanz die Schläger schwingen lassen. Wir sagen nochmals DANKE!
Union versuchte auch mit Beginn der zweiten Hälfte weiter das Zepter in der Hand zu behalten, was in den ersten Minuten gut umgesetzt werden konnte. Durch einen Stellungsfehler in der Abwehr kam es dann jedoch zu einem Elfmeter für die Gäste, den Fredi aber mühelos entschärfen konnte. Mainz war nun etwas besser in der Partie und witterte die Chance auf etwas Zählbares. Selbst der Gästeblock wurde das eine oder andere Mal lauter. Dennoch reichte das nicht aus, um es als durchweg guten Auswärtssupport im verkleinerten Block zu bezeichnen. Mainz nutzte dieses Phase doch noch und erzielte in der 64. Minute den Anschlusstreffer, bevor Behrens kurz darauf sein drittes Kopfballtor zum 3:1 erzielte. Die Alte Försterei stand Kopf! Kurz vor Ende gab es dann den zweiten Elfmeter gegen Union, aber auch hier scheiterte Ajorque an der Wand, Frederik Rønnow. Kurz vor Abpfiff gelang Pantovic, nach schnellem Umschaltspiel und durch den eingewechselten Volland gut in Szene gesetzt, der abschließende Treffer zum 4:1.
Und Niemals Vergessen: Mit Rückenwind aus dem gelungenen Saisonauftakt nach Darmstadt!