Union in Darmstadt

Darmstadt! Dieser Ort klingt nicht nur eklig, wir haben auch ziemlich ätzende Erinnerungen an ihn. Wer erinnert sich nicht gern daran, als uns vor acht Jahren gleich fünfmal der “Oh Lilien, oh Lilien“-Klassiker durch die Boxen in den Block geballert wurde und jeder Unioner bestimmt noch eine Woche danach schlechte Träume zu ‘nem fetzigen Rhythmus hatte. 

Auch in den Folgejahren wurde Union hier in aller Zweitligaregelmäßigkeit schön verprügelt. Aber was soll’s. Neues Jahr, neue Liga, neues Glück und: Neues Böllenfalltor. Dieses wurde nun nämlich endlich renoviert. In seiner Einfachheit ist es tatsächlich ein ganz schickes kleines Stadion, das ein wenig an das Stadion An der Alten Försterei erinnert. Was jedoch schade ist, ist der Verlust der alten Gegengerade, auf der auch der Gästeblock untergebracht war. Diese war nämlich nicht nur schick, sondern definitiv einzigartig. 

Das von dem Union aus 2015 irgendwie nicht mehr so viel übrig geblieben ist, wurde schnell bestätigt. Nach drei Minuten klingelte es im Lilienkasten, nachdem Robin Gosens rotzfrech sein Bundesligapremierentor erzielte. Geil! Dieses Gefühl wurde jedoch recht schnell von alten Bölle-Vibes eingeholt. Erst bekommt Brandon Aaronson eine völlig überzogene Gelb-Rote Karte und 4 Minuten später schreit uns wieder Alberto Colucci an und seine Lilien nach vorne. Die meisten Unioner dachten hier wohl: Dieses Lied werden wir heute noch häufiger hören!

Doch Union gewinnt auf einmal sogar diese Spiele. Völlig problemlos schlachteten in der Folge zehn Gäste die Gastgeber mit 4:1 ab und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass der SV Darmstadt damit noch gut bedient war. Neben Unionangriffen wurden vor allem harte Zweikämpfe geführt, die leider sowohl David Fofana, als auch Sheraldo Becker zu verletzungsbedingten Wechseln zwangen. Gute Besserung an dieser Stelle! Völlig wertungsfrei möchten wir in diesem Zusammenhang die astreine Produktplatzierung einer großen deutschen Krankenkasse erwähnen, die bei jeder verletzungsbedingten Unterbrechung auf den Leinwänden darauf aufmerksam machte, dass sie für Dich da ist, wie hart das Foul auch immer sein mag. Soviel zum Spiel. Spieler des Spiels war ohne Frage Robin Gosens. Mal davon abgesehen, dass er zwei Tore erzielte, war es beeindruckend, was der Gegner aufwenden muss, um einen Zweikampf gegen ihn zu gewinnen, wie viel Einsatz er in jeder möglichen Situation zeigt und wie emotional er nach den Toren zur Kurve läuft. Ihm nach zwei Spielen irgendeinen Uniongeist anzudichten, den er verinnerlicht hat, wäre deutlich unangebracht, jedoch scheint hier das Team um Oliver Ruhnert mal wieder einen Transfer getätigt zu haben, der menschlich und spielerisch perfekt in unser System passt.

Der Gästeblock war mit 1.700 Unionern ausverkauft, jedoch wäre alles andere bei der Größe des Blocks auch enttäuschend gewesen. Der Ultramob aus der Hauptstadt kehrte vor dem Spiel in einem örtlichen Biergarten ein, in dem er sich sogar eine knappe Stunde ohne Bullenbegleitung ein paar Biere und Haxen gönnen konnte, bevor uns ein Zivipärchen besuchte und kurz darauf einige Wannen vorgefahren kamen.

Im Fahnenintro erinnerte der Gästeblock an die Vizemeisterschaft unseres Vorgängervereins SC Union Oberschöneweide vor 100 Jahren. Ein schickes Bild zu einem großartigen Anlass, dessen Jubiläum wohl nur den wenigsten Unionern so bewusst gewesen sein dürfte. Nach einem Halbfinaltriumph über die SpVgg Fürth, verloren die damals noch im Schlosserblau spielenden Unioner im Finale gegen den HSV mit 3:0.

Auch die Heimseite hatte ein schickes Intro parat, welches vor allem vom Chaos lebte. Kleiner Kritikpunkt an der Stelle ist, dass das Spruchband “ALLEZ LES BLEUS” etwas zu klein auf der kompletten Länge der “Jonathan Heimes”-Tribüne wirkte. Bewegung war auf ebenjener Tribüne zwar dauerhaft zu vernehmen, jedoch kam im Gästeblock kaum etwas an. Wenn der Rest des Stadions mit einstieg, vor allem bei den Wechselgesängen, wurde es lauter.

Der Unionblock konnte wechselhaft und spielbedingt auf sich aufmerksam machen. Nach etwas Resignation Mitte der ersten Hälfte, hatten wir vor allem in Hälfte zwei einige gute Phasen.

Das war nun also der Bundesligaauswärtsauftakt der neuen Saison. Kann so weitergehen! Nächste Woche steht das wohl ätzendste Heimspiel der Saison an, wenn der Fußballkulturkampf aufs Neue aufgenommen wird. Wir müssen an dieser Stelle wieder zeigen, dass wir zwar denselben Sport betreiben, jedoch nicht dasselbe Spiel spielen.

Und Niemals Vergessen: Eisern Union! Scheiß RB!