Union in Madrid

Union spielt ein Pflichtspiel bei Real Madrid.

Was absurd klingt, wurde an diesem Mittwochabend Wirklichkeit und alles war für einen großen Fußballtag angerichtet. Geiles Wetter, tausende Unioner und eine geile Mannschaft, die sich dem großen Widersacher mit allem, was sie hat, entgegenstellen würde. Am Ende gewinnen die Königlichen knapp mit 1:0.

Dies soll es mit Informationen aus dem Stadion aber auch gewesen sein, denn Real Madrid und das ganze Land hat sich tatsächlich königlicher verhalten, als man es erwarten konnte. Diese Aussage soll dabei keineswegs positiv bewertet werden, sondern eher im Sinne einer erhabenen Herrschaftsgewalt, die mit aller Macht gegen den Pöbel vorgeht. 

Im Vorfeld war natürlich bereits klar, dass eine selbstbestimmte Fankultur in Spanien nicht erwünscht ist. Die Eindrücke, die sich uns in Madrid boten, gingen jedoch weit über das Erwartbare hinaus. Wir möchten an dieser Stelle gar nicht zu sehr ins Detail gehen. Dafür sind die Eindrücke zu frisch und wir alle noch immer zu niedergeschlagen. Wie wohl jeder Mitgereiste mitbekommen hat, war die Szene bei dieser großen Partie nicht oder nur sehr vereinzelt im Stadion anwesend. Auslöser dafür waren nicht zuletzt wir, da unsere Zaunfahne neben der des TSK nicht den Weg in den Block fand. Grund dafür war die Gewaltverherrlichung, welche man in den abgebildeten Fratzen sah. Sämtliche Diskussionen und Schlichtungsversuche brachten nichts bzw. mündeten in ganz neuen Absurditäten. Wir wollen uns nicht als die Patrioten von Fußballeuropa darstellen, aber die ganze Woche waren Unioner, teilweise mit T-Shirts mit den entsprechenden Aufdrucken, in der Stadt unterwegs, wurden herzlich empfangen und feierten ein großes Fußballfest. Die Menschen in Madrid hatten Bock auf Union und Union hatte Bock auf dieses Spiel.

Wie auch immer, die spanische Polizei platzierte ihre Regeln und hatte auch die Möglichkeit, diese durchzusetzen. Dass sie sich mit dem Thema “Gewaltverherrlichung” auskennt, wurde schnell deutlich. Die Ansagen kamen energisch auf Spanisch und direkt danach folgte der Knüppel. Nicht um zu drohen, sondern um ihn in einer kooperierenden Menge auch auf Kopfhöhe einzusetzen. Im Zuge sämtlicher Maßnahmen kam es zum vollkommen überraschenden Einsatz von stark reizendem Pfefferöl ohne erkennbares Ziel, einzig zum außer Gefecht setzen einer größtmöglichen Menge an Leuten am selben Ort, wo wir gerade noch mit einem kleinen Unionfan eine Runde Dosen-Fußball spielten. Ihre wahre Macht demonstrierten die Bullen dann aber mit dem im Anschlag halten von Schrotgewehren, befüllt mit Gummigeschossen, in ihren ersten Reihen. Nochmal: Ohne, dass vor Ort Gewalt unsererseits angewandt wurde. Die Szene verließ etwa in der 10. Spielminute geschlossen das Stadion, als klar war, dass unser Material nicht mit in den Block kommt. Damit verzichteten viele Unioner, die den Verein seit Jahrzehnten mit einer nahezu 100%-Quote besuchen, auf dieses besondere Spiel. Die ganzen Mythen um das Bernabeu, das Kribbeln an diesem Tag und die Belohnung für die Treue in der jahrelangen sportlichen Bedeutungslosigkeit: Alles hin.

Doch es gibt Dinge, die wichtiger sind und dabei können wir zusammenfassen, dass unsere Fratze nicht gewaltverherrlichend ist, sondern für Haltung, Selbstbestimmung und Werte steht. Vielen Dank auch für die Solidarisierungen aus der Fanszene. 

Damit wäre dieses große Kapitel abgehakt. Da es auch unabhängig von uns zu unangebrachten polizeilichen Maßnahmen kam, möchten wir darauf hinweisen, dass sich jeder bei der Eisernen Hilfe melden kann, wenn es die Zeit zulässt. Fertigt bestenfalls Protokolle an und lasst Eure Verletzungen dokumentieren. 

Wunden lecken und dann geht es am Samstag gegen Hoffenheim schon wieder weiter. Unabhängig vom Gegner können wir endlich wieder Fußball für Menschen in unserem Stadion besuchen. Um der Gesellschaft etwas zurückzugeben, denkt gern an die Sammelaktion für Winterklamotten für Obdachlose, durchgeführt von der FuMA und der Stiftung des 1. FC Union Berlin. 

Und Niemals Vergessen: Eisern Union!