Offener Brief der Fanszenen vom 1. FC Union Berlin und von Hertha BSC

Sehr geehrte Frau Innensenatorin Spranger,

mit großem Schrecken haben wir die Aufnahme des TOP 22 „Fußball ohne Gewalt“ auf die Tagesordnung der kommenden Innenministerkonferenz (IMK) zur Kenntnis genommen. Hunderte Fans des 1. FC Union Berlin und von Hertha BSC haben sich am Sonntag, 16.11.2025 an der großen Fandemonstration in Leipzig beteiligt. Auch der folgende, bundesweite, stille 12-minütige Protest in den Stadien wurde durch die Anhängerschaften beider Vereine in beeindruckender Einheit mitgetragen. Inzwischen hat sich eine Vielzahl an Fußballvereinen positioniert und fordert eine faktenbasierte Diskussion ein.

Forderungen nach personalisierten Tickets für Besuche von Fußballspielen, Gesichtsscannern an den Stadiontoren, einer zentralen Kommission als Aufsichtsorgan sowie verhängten Stadionverboten schon bei einem eingeleiteten Ermittlungsverfahren sind nicht hinnehmbar. Sie zeugen von der Unkenntnis darüber, wie sicher es in unseren Stadien ist und von der Ignoranz gegenüber dem kulturellen Wert einer lebendigen Vereins- und Fankultur.

Trotz einer steigenden Gesamtzuschauerzahl in den oberen drei Ligen des Profifußballs der Männer auf über 25 Millionen binnen einer Saison sind die Zahlen der Verletzten zurückgegangen. Dies zeigen die Zahlen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS), die für die Saison 2024/2025: 1.107 Verletzte ausweist (2023/2024: 1.338). Hierbei ist es nicht transparent oder wissenschaftlich nachvollziehbar, nach welchem Verfahren die ZIS ihre Zahlen überhaupt erhebt. Alle Zahlen zeigen: Der Besuch eines Fußballstadions sicherer ist als je zuvor. Nichtsdestotrotz wird das Thema „Fußball ohne Gewalt“ auf die Agenda der anstehenden IMK genommen. Inwiefern dies für eine sachliche, an den Fakten und den Anliegen der Menschen orientierte Politik stehen soll, erschließt sich uns nicht.

Diese sachliche und an den Fakten orientierte Diskussion kann aufgrund mangelnder Transparenz der Innenministerkonferenz nicht geführt werden. Mit der BLoAG wurde eine Parallelstruktur geschaffen, die über Jahrzehnte gewachsene Strukturen übergeht. Weder die Vereine, noch Fanprojekte, Fanhilfen und Fanszenen wurden eingebunden. Auch die Akteure des Nationalen Ausschusses für Sport und Sicherheit (NASS), der für die Umsetzung des Nationalen Konzepts für Sport und Sicherheit (NKSS) zuständig ist und von der IMK zu diesem Zweck eingesetzt wurde, wurden nicht in den Arbeitsprozess mit einbezogen. Nicht einmal demokratisch gewählte Abgeordnete erhalten Informationen. Parlamentarische Anfragen, etwa in der Hamburgischen Bürgerschaft, bleiben inhaltlich weitgehend unbeantwortet. Ein intransparentes Verfahren ohne Datengrundlage, ohne gesellschaftliche Beteiligung und ohne Einbindung der über Jahrzehnte gewachsenen, lokalen und bundesweiten Strukturen im Zusammenhang mit der Durchführung von Fußballspielen wird in den Fußballstadien keine Akzeptanz finden.

Es scheint, als solle der Profifußball als Testfeld für neue Überwachungsmaßnahmen herhalten. Stadionverbote schon bei Einleitung eines polizeilichen Ermittlungsverfahrens bilden einen Bruch mit den rechtsstaatlichen Prinzipien der Nachweispflicht und Unschuldsvermutung. Auch wir Fußballfans sind Bürgerinnen und Bürger dieses Landes und fordern rechtsstaatliche Prinzipien im Umgang mit uns ein. Denn leider häufen sich in den letzten Jahren groß angelegte Polizeikontrollen inklusive pauschal eingeleiteter Ermittlungsverfahren gegen hunderte Fußballfans, wie etwa beim Gastspiel von Fortuna Düsseldorf beim 1. FC Köln am 23.02.2025.

Unabhängig von der fehlenden Praktikabilität personalisierter Tickets stellt diese Idee die Vereine vor enorme Herausforderungen und Kosten, wenn die Personalisierung zehntausender Stadionbesucher überprüft werden müsste. Solche Maßnahmen wurden bereits in Italien und Polen installiert und hatten einen massiven Rückgang der Zuschauerzahlen zur Folge. Dies kann kein Ziel der Sportmetropole Berlin sein, deren größte Aushängeschilder ihre Profifußballvereine sind.

Wir hoffen, dass Sie, Frau Spranger, als Vertreterin Berlins auf der Innenministerkonferenz für die Interessen der Bürgerinnen und Bürger eintreten und die genannten Punkte berücksichtigen werden. Es kann nicht im Sinne des Berliner Senats sein, wenn die großen Fußballvereine der Stadt wegen unverhältnismäßiger Maßnahmen massiv an Strahlkraft einbüßen.

Aussagen ihres Staatssekretärs Christian Hochgrebe in der 61. Sitzung des Innenausschusses am 17.11.2025 lassen uns erschrocken zurück. Ausführungen von „zunehmender Gewalt in Fußballstadien“ sind sachlich falsch. Selbiges gilt für die vorgebliche Transparenz des Prozesses. Die obigen Ausführungen zeigen, dass diese nicht gegeben ist. Die öffentliche Debatte der vergangenen Wochen hat sich erst aufgrund entsprechender Leaks durch Journalisten und Fans ergeben, nicht aufgrund von Veröffentlichungen durch die Innenminister.

Aufgrund der bisher mangelnden Transparenz vonseiten der Innenministerkonferenz und mit Blick auf die im kommenden Jahr anstehende Wahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin bitten wir Sie, ein deutliches Zeichen im Sinne des Berliner Sports zu setzen.

Die Fans vom 1. FC Union Berlin und von Hertha BSC

Demo als voller Erfolg! Wie geht es weiter?

Wir können stolz auf uns sein! Innerhalb einer Woche und mit lediglich dreitägiger öffentlicher Mobilisierung haben wir es gemeinsam geschafft, ein mehr als deutliches Statement in Richtung der Innenminister, Verbände und Vereine zu setzen. Unsere Erwartungen zur Demo wurden massiv übertroffen, über 20.000 Fußballfans sind über Rivalitäten hinweg Seite an Seite durch Leipzig gezogen und haben eine klare Botschaft gesendet: Gegen populistische Forderungen der Politik und gegen die Erfüllungsgehilfen in den Verbänden –  Für die lautstarke, kreative und einzigartige Fankultur in Deutschland!

Angekündigt hatten wir im Vorfeld, dass der Protest beim heutigen DFB-Länderspiel in Leipzig fortgeführt und ins Stadion getragen werden soll. Hiermit geben wir bekannt, dass es sich dabei um eine Fake-Ankündigung gehandelt hat. Ziel war es, den Sicherheitsbehörden die Schweißperlen auf die Stirn zu treiben beim Gedanken daran, dass hunderte Leute aus den aktiven Fanszenen das Premiumprodukt Länderspiel torpedieren und im Zentralstadion aufschlagen. Bereits während der Demonstration am Sonntag hat man gesehen, dass einzig und allein die Polizei dafür verantwortlich ist, dass die Einsatz- und Personalkosten beim Fußball absurdeste Ausmaße angenommen haben. Begleitet wurde die Demo beispielsweise unter anderem von diversen Einsatzkräften, einem Polizeihubschrauber sowie zwei Wasserwerfern. Wenig verwunderlich liefen, flogen  und standen diese sinnlos in der Gegend und kosteten dabei den Steuerzahler horrende Summen. Wir sind es leid, als billige Ausrede für ausufernde Polizeikosten rund um Fußballspiele herhalten zu müssen!

Und wie geht es jetzt weiter?

Nach dem erfolgreichen Sonntag in Leipzig ist völlig klar, dass wir den Protest nun zurück in die Stadien und unsere Kurven tragen werden und müssen. Es bleiben uns noch wenige Wochen, um den Druck hochzuhalten und den Law-and-Order Politikern die Stirn zu bieten. Ihr könnt euch gewiss sein, dass wir den Spirit der Demonstration aufgenommen haben und bereits tief in den Planungen stecken, wie wir die nächsten Wochen angehen. Um es Politik, Verbänden und Co. mit einem von uns bereits beim Investoren-Protest genutzten Wortlaut zu sagen: Ihr werdet von uns hören!

Die Fanszenen Deutschlands

Als Hammerhearts unterstützen wir den anhaltenden Einsatz der Fanszenen Deutschlands für den Erhalt einer freien und sicheren Fankultur.

Die Demonstration „Der Fußball ist sicher!“ am 16. November in Leipzig, an der rund 20.000 Menschen teilgenommen haben, war ein deutliches und kraftvolles Signal. Sie hat gezeigt, wie groß die Unterstützung für eine selbst bestimmte und von unverhältnismäßigen Eingriffen freie Stadionkultur ist – und wie wichtig es bleibt, dieses Anliegen auch in der politischen Debatte deutlich zu machen.

Um den öffentlichen Druck weiter zu erhöhen, wurde neben den Protesten in den Kurven eine bundesweite Petition gestartet. Ziel ist es, den Innenministern der Länder aufzuzeigen, dass der Fußball in Deutschland sicher ist und keine zusätzlichen Maßnahmen wie personalisierte Tickets, eine zentrale Stadionverbotskommission oder flächendeckende Überwachung benötigt. Wer das Anliegen unterstützen möchte, kann dies durch die Teilnahme an der laufenden Petition tun.

Die ausführlichen Forderungen der Fanszenen finden sich unter www.derfussballistsicher.de. Dort besteht auch für Fanclubs die Möglichkeit, sich offiziell als Unterstützer einzutragen und dem Protest zusätzliche Sichtbarkeit zu verleihen.

In den Farben getrennt – in der Sache vereint.

Ein Damoklesschwert schwebt über unserem Fußball!

Pünktlich zur im Dezember anstehenden Innenministerkonferenz (IMK) in Bremen melden wir uns mit einer Stellungnahme. Wie ihr euch denken könnt: kein gutes Zeichen. Doch was steht zur Debatte? Auf der vorletzten IMK im vergangenen Winter wurden bereits Maßnahmen angedacht, die angeblich die Sicherheit im Stadion erhöhen sollen. Was bislang allerdings einem zahnlosen Papiertiger glich, könnte alsbald bittere Realität werden: Personalisierte Tickets, KI-gestützte Sicherheitsmaßnahmen rund um Spieltage und massenhaft neue Stadionverbote ohne Unschuldsvermutung könnten die Folge sein!

Anfang Dezember soll die Schaffung einer bundesweiten Stadionverbotskommission beschlossen werden. Zusätzlich zu den standortgebundenen SV-Kommissionen soll diese Institution die Vergabe des ohnehin rechtsstaatlich höchst fragwürdigen Sanktionsmittels „Stadionverbot“ überwachen. Rücknahmen und vorzeitige Aufhebungen der Stadionverbote durch die SV-Kommissionen der einzelnen Standorte könnten zukünftig von oben herab untersagt werden. Hierbei wird die Expertise der Vereine, die mit den Vorgängen rund um ihre (Heim-)spiele vertraut sind und lokale Situationen definitiv besser einordnen können als eine zentrale Stelle, bewusst umgangen. Zudem sollen Vereine, die sich nicht an die Vorgaben der zentralen Stadionverbotskommission halten, zukünftig durch die Sportgerichtsbarkeit sanktioniert werden.

Unklar bleibt zunächst, ob auch eine direkte SV-Vergabe im Repertoire des neuen Monsters von Verbänden und Politik liegen soll. Ebenso wenig ist über die mögliche personelle Zusammensetzung bekannt. Man stelle sich vor, die Schreihälse aus Innenministerien und Repressionsorganen wie der Polizei wären Teil dieses Gremiums – es würde wohl nicht lange dauern, bis Stadionverbote nach dem Gießkannenprinzip verteilt würden – massenhafte Überwachung und Personalienfeststellungen durch Festsetzung ganzer Personengruppen inklusive. Gleiches gilt für die angedachte Praxis, bis spätestens sechs Wochen nach der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens (wohlgemerkt: keiner Verurteilung!) ein Stadionverbot zu prüfen. Wie oft derartige „Prüfungen“ dann in einem SV münden, könnt ihr euch sicherlich vorstellen. Besonders eklatant ist hierbei, dass aus einer Soll-Formulierung nun eine Muss-Vorschrift werden soll. Jedes eingeleitete Strafverfahren, was sich bekanntermaßen in sehr vielen Fällen aufgrund Unsinnigkeit nach einer Weile im Sande verläuft, wäre gleichbedeutend mit einem sofortigen Stadionverbot für den Betroffenen!

Neben der neuen Praxis für Stadionverbote fordern Hardliner aus der Politik und der Polizei weitere Einschnitte in den Stadionalltag. Ein Szenario besteht aus flächendeckenden personalisierten Tickets sowie Gesichtsscannern. Dabei stellen wir nicht nur die Umsetzbarkeit und Sinnhaftigkeit infrage, sondern erkennen auch einen klaren Eingriff in das informationelle Selbstbestimmungsrecht aller Stadionbesucher. Wenn alle Fans am Einlass auch noch das letzte Stück Freiheit für den Besuch unseres Volkssports abgeben müssen, steht das im krassen Widerspruch zu unseren Vorstellungen und entbehrt jeglicher Verhältnismäßigkeit.

Natürlich findet auch das omnipräsente Thema Pyrotechnik seinen Platz in den Fantasien der Politiker und Behörden. Während die Fanszenen im ganzen Land im Rahmen der „Verbandsstrafen abschaffen“-Kampagne seit geraumer Zeit konstruktive Vorschläge liefern und ohne populistisch vorzupreschen sinnvolle Dialoge mit Vereinen und Verbänden zu Pyrotechnik initiieren, verschließen Politik und Polizei die Augen vor der Realität der reifen und in den Stadien vollumfänglich positiv bewerteten Nutzung von Pyrotechnik der Fanszenen. Mit einer Null-Toleranz-Linie sowie Gleichsetzung von Pyrotechnik mit Gewalt und Bedrohung zeigt die Gegenseite eindrucksvoll, dass jegliches Verständnis für Fankultur fehlt. Die deutschen Stadien sind sichere Orte – das belegen sämtliche Statistiken der Behörden selbst wie etwa der im Oktober 2025 veröffentlichte Jahresbericht der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS). Wofür also eine neue Stadionverbotskommission benötigt wird, die die Kompetenzen der örtlichen Sicherheitsträger definitiv einschränken soll, bleibt höchst fragwürdig. Statt sich weiterhin repressiven Maßnahmen zu verschreiben, braucht es Konzepte, die das Sicherheitsrisiko für uns Stadiongänger tatsächlich verringern.

Wir fordern daher:

1. Minimierung der Polizeieinsätze – Die größte Gefahr in den deutschen Stadien bleiben unberechenbare Einheiten der Bereitschaftspolizei. Statt sich über Kostenumlagen auf die Vereine Gedanken zu machen, sollten die Innenministerien die vollkommen maßlosen Einsatzzeiten ihrer Bediensteten reduzieren.

2. Aussetzung des Präventivinstruments „Stadionverbot“ – Eine zentrale Stadionverbotskommission sowie die zwanghafte Vergabe eines Stadionverbots nach Einleitung eines Ermittlungsverfahrens darf es unter keinen Umständen geben! Generell stellen wir uns klar gegen das Präventivinstrument Stadionverbot. Anstatt junge Menschen aus den Stadien auszusperren, sollten sich Verbände und Politik für rechtsstaatlich verbindliche und pädagogisch wertvolle Maßnahmen bei tatsächlich vorliegenden Straftaten im Fußballkontext einsetzen.

3. Überwachungskosten reduzieren – Statt den Vereinen immer teurere Überwachungssysteme unter dem Deckmantel der Stadionsicherheit aufzuzwingen, sollten die Gelder in die Nachwuchsarbeit, die Infrastruktur der Stadien und die Arbeit von Fanprojekten investiert werden.

4. Anerkennung des Mehrwerts der deutschen Kurven – Anstatt mit der Forderung der Personalisierung aller Eintrittskarten jeden Stadiongänger unter Generalverdacht zu stellen, sollte auch die Politik die Fankultur hierzulande als Alleinstellungsmerkmal des Fußballs anerkennen! Auch die Nutzung von Pyrotechnik sollte endlich ihre berechtigte Akzeptanz finden!

Uns ist bewusst, dass auch wir die Uhren nicht zurückdrehen werden. Häufig wurden hart erkämpfte Freiheiten nur kurze Zeit später zum Wohle des Populismus einiger weniger wieder eingeschränkt. Doch seid euch gewiss: Sollten sich die Gerüchte erhärten, werden wir uns zum Wohle aller Stadionbesucher für das Fußballstadion als Ort der Freiheit einsetzen und für die Werte unseres Fußballs einstehen!

Die Fanszenen Deutschlands im November 2025

Wir hatten Höhen und viele Tiefen…

Unionfans,

keine sechs Jahre ist es her, als wir den, damals kaum für möglich gehaltenen, größten Erfolg der Vereinsgeschichte seit der Wiedervereinigung feiern durften. Der Aufstieg in die erste Bundesliga. Was für Viele jahrelang nur der „Traum vom Urlaub“ war, wurde Wirklichkeit. Und erlebte in den weiteren Jahren ungeahnte weitere Höhen. Nach dem Klassenerhalt standen in den Folgejahren weitere riesige Erfolge an. Qualifikation für die Conference-League, Europa League, ja sogar bis zur Champions League führte uns der wahnsinnige Höhenflug unseres Vereins. Fast schon vergessen, dass wir zwischendurch mit einem Bein im deutschen Pokalfinale standen und nur denkbar knapp gegen das Marketingkonstrukt aus Leipzig ausschieden. Es waren Zeiten, die uns in schwindelerregende Höhen gleiten ließen und uns bisweilen vielleicht auch zu Kopf stiegen. Sie ließen das Umfeld wachsen, die Spielergehälter steigen, aber auch immer neue klangvolle Namen und Dimensionen auf dem Transfermarkt zu. Und sie steigerten auch, ob gewollt oder ungewollt, die ein oder andere Erwartungshaltung auf den Rängen.

Umso härter traf uns letzte Saison die Realität: 14 Spiele ohne Sieg und 13 Niederlagen am Stück bedeuteten nicht nur das Aus in den Pokalwettbewerben (geschenkt!), sondern auch die rote Laterne. Und das Aus für unseren geschätzten Erfolgstrainer Urs Fischer. In einem gemeinsamem Kraftakt haben wir es dann schlussendlich doch noch geschafft in der aller letzten Minute gegen Freiburg den Klassenerhalt zu schaffen. Ein Kraftakt, der nur gelang, weil wir bis zum Schluss mit gutem Beispiel vorangegangen sind und 90 Minuten die Mannschaft unterstützt haben. Egal, wie enttäuschend, kampf- oder mutlos die Leistung auf dem Spielfeld war.

Nachdem wir im vergangenen Sommer durchatmen konnten und auf eine endlich mal ruhige Spielzeit, ohne große Höhen oder Tiefen, hoffen konnten, trifft uns die neuerliche sportliche Situation wieder mal unverhofft.

Das vergangene Heimspiel war sicher ein richtungsweisendes im diesjährigen Abstiegskampf. Die bisherige Hoffnung, dass es dieses Jahr auf den letzten Plätzen einfach drei Teams gibt, die noch schlechter sind, scheint sich nicht zu bewahrheiten. Besonders brisant wird es, wenn man sich die nächsten Wochen ansieht: Frankfurt, Bayern, Freiburg, Wolfsburg, Leverkusen, Stuttgart heißen die nächsten Gegner, die auf dem Papier erstmal nicht als Punktelieferanten daher halten.

Somit ist klar: der diesjährige Abstiegskampf wird erneut kein Sprint, sondern ein Marathon. Ein Marathon, der wieder bis ganz zum Schluss gehen kann und vielleicht sogar darüber hinaus. Aber es ist ein Marathon, den wir auch wieder nur gemeinsam gewinnen können. Es ist klar: mittlerweile steht eine andere Union-Mannschaft mit eigentlich anderen (finanziellen) Möglichkeiten auf dem Platz als früher. Aber denkt nach dieser langen Phase der Höhen, die wir erlebt haben, auch an die vielen Tiefen unseres kleinen Vereins. Ein Verein, der eigentlich schon mehrfach tot war. Den engagierte Fans in den 90ern durch einmalige Aktionen vor dem Untergang bewahrten, der durchmarschierte bis ins Pokalfinale, der abstürzte ins Nichts der Oberliga und sich doch wieder erholte. Der einen langen, steinigen Weg des wirtschaftlichen Wachsens gemeinsam mit seinen Fans hinter sich gebracht hat, nur um ein Mal in der ersten Liga zu spielen, die ja eigentlich nur ein Urlaub war.

Union und seine Fanszene haben in der Vergangenheit viele Kämpfe bestritten. Gegen die Insolvenz 1997, auf der Fandemo 2002, gegen die Lizenzauflagen des DFB 2004, gegen den Senat um das Stadion 2008, auf der 2. Fandemo 2010, gegen das Sicherheitskonzept der DFL 2012 und zuletzt für den Klassenerhalt 2024. Wir haben nicht alle Kämpfe gewonnen, aber wir haben auch nie aufgegeben.

Und in dieser guten alten Tradition werden wir fortfahren und auch diesen Kampf als Unioner wieder bestreiten. Auf den Rängen von der ersten bis zur letzten Minute. Bleibt positiv und lasst uns der Mannschaft unentwegt zeigen, wofür es sich zu kämpfen lohnt und welche Kraft wir gemeinsam aufbringen können.

Schon in der letzten Saison haben wir bewiesen, dass wir Rückschläge wegstecken und zusammen an einem Strang ziehen können, bis in die letzte Minute der Saison bzw. sogar über sie hinaus. Wie schon bei Mario Maeks legendärem Tor zum 3:2 in Karl-Marx-Stadt 1988, welches erst fiel, als eigentlich alles schon vorbei schien. Und auch in den letzten erfolgreichen Jahren, haben wir den entscheidenden Schritt in die Conference League, die Europa League und auch die Champions League stets erst in den letzten Minuten gemacht. Weil wir daran geglaubt haben, weil wir es mehr wollten als die anderen und vor allem, weil wir zusammenstanden. Viele Spieler haben dieses Selbstverständnis nicht, da sie erst seit kurzem bei uns sind und es aus anderen Vereinen eventuell nicht kennen oder derartige Situationen schlichtweg noch nicht erlebt haben.
Daher liegt es umso mehr an uns, dieses Gefühl zu vermitteln und ihnen klar zu machen, was es heißt für Union Berlin aufzulaufen. Union braucht seine Fans wieder, die schon letzte Saison für den Klassenerhalt gesorgt haben.

Also schnappt euch euren Schal, nehmt eure Freunde zur Seite und macht euch auf: zu den letzten 10 Spieltagen, um unseren 1. FC Union Berlin zu unterstützen. Ob zu Hause in der Wuhlheide oder zahlreiche Kilometer entfernt, seid zahlreich und positiv. Mit breiter Brust, dem Kinn nach oben und voller Kraft voraus.

Denn, wie auch in der letzten Saison, fest steht eines: UNION GIBT NIEMALS AUF!

Wuhlesyndikat 2002
Teen Spirit Köpenick 2006
HammerHearts 2004
Union Berlin Distrikt Köpenick
East Devils 2001
Brigade Köpenick 1999
Kranker Haufen
Beverly Boys
Fan- und Mitgliederabteilung
Förderkreis Szene Köpenick
Eiserne Hilfe
Jugendclub Horn
EUFC 15Flitzpiepen
⁠EUFC 52 Traditional
EUFC 87ers
⁠EUFC Alt-Unioner
⁠EUFC Bamsegjengen
EUFC Bierbrüder Köpenick
⁠EUFC Bierwalker
⁠EUFC Brigade Bavaria
⁠EUFC Bürgerbräu Haie
EUFC Crazyfamily
⁠EUFC Die Bohnsdorfer
⁠EUFC Die Eisernen
⁠EUFC Die eisernen Wildsäue
⁠EUFC Die Schärfsten
EUFC Die üblichen Verdächtigen
EUFC die Ultrasüßen
⁠EUFC Dreki Ragnarök
EUFC E-153
EUFC Ecke Nord
⁠EUFC Eisern 1422

EUFC Eiserne Biker ⁠
EUFC Eiserne Drachen Köpenick
EUFC Eiserne Kirschkolonne
EUFC Eiserne Legion
EUFC Eiserne Meute
EUFC Eiserne Reserve
⁠EUFC Eiserner VIRUS
EUFC Fliegender Koffer
⁠EUFC Friedrichshagen 05
EUFC Fritzen Templin86
EUFC FSC Känguruh
EUFC Garde Barnim
EUFC Gockelz Spreenhagen
EUFC Grabow-Perleberg-Wittenberge
EUFC Grenzenlos EISERN
EUFC Kampfschweine Köpenick
EUFC Komakolonne Ost-Berlin
EUFC Kommando Störenfried
EUFC Köpenicker Bären
EUFC Ludwigsfelde 79
EUFC Märtyrer
⁠EUFC Mümmelmannmafia
EUFC olleOma-Tours
EUFC Olsenbande
EUFC Oranienburger Frösche
EUFC Prenzlauer Allee Fraktion
EUFC Red Flame
EUFC Sachsenadler HALLE / S.
EUFC Schluckauf ’82 Karlshorst
EUFC Sixty Niners
EUFC Sportfreunde Sadowa
EUFC Suburb&Dusted

EUFC Szene Dekadenz
⁠EUFC Torpedo RotWeiss
EUFC UnbezwingBar
EUFC Union Freunde Berlin
⁠EUFC Union Rebellen
⁠EUFC Unioner Königs Wusterhausen
EUFC Unionläuse
EUFC Wildauer Kickers
EUFC Wuhlebanausen
EUFC Ziegenunioner
⁠EUFC Zwei Bier Fraktion
UFC Bratwurstmafia
UFC District 1170
UFC Eisern Punkt Union
UFC Eiserne Internationals
UFC Eiserne Kubik-Elfen
UFC FCU Freunde Fürstenwalde
UFC Futschi Fighters
UFC Gegengerade‘22
UFC Havelland Unioner
UFC KFFB
UFC Kohorte Mittellinie
UFC Legion Coepenick
UFC Unioner Allerlei
UFCi Union Supporters America
UFCi Welsh Union Kings
AU! Ladies! Just Fans!
Die Weißenhöher Schar
FCU Oldies + 55
Für Club Und Bezirk
UFC Die Eisernen Vorpommeraner

Adventskalender Spendenaktion

Liebe Unioner,

wir möchten uns herzlich bei euch für eure zahlreichen Spenden bedanken. Insgesamt kamen beeindruckende 5.000 € zusammen, die wir am vergangenen Spieltag an den Merkur e.V. überreichen konnten. Ein besonderer Dank gilt auch der Stiftung des 1. FC Union Berlin für die hervorragende Zusammenarbeit.

Solltet ihr keinen Kalender mehr bekommen haben, aber dennoch den Merkur e.V. unterstützen wollen, könnt ihr eure Spende gerne auf das Konto DE15 1009 0000 1634 5390 06 des Merkur e.V. überweisen.

Wir wünschen euch weiterhin eine schöne und besinnliche Adventszeit. Eisern!

Spendenaufruf für Nick

Der 13.11.2023 zeigte uns auf grausamste Art und Weise, wie schnell der Fußball in den Hintergrund rücken kann. Im Rahmen der Unionliga, spielte unser Team gegen die Eisernen Biester. Ein gutes, kämpferisches Spiel, bei starkem Dauerregen und 9 Toren nach gut 55 Minuten – bester Freizeitfußball. Diese 55. Minute veränderte dann jedoch alles.

Abseits vom Spielgeschehen brach Nick, der Innenverteidiger der Eisernen Biester, ohne erkennbaren Grund zusammen. Beide Teams begannen umgehend mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen, welche anschließend durch das RTW-Team übernommen wurden und quälend lange Minuten auf dem Sportplatz weitergingen. Mit eigenem Herzschlag, aber ohne Entwarnung, ging es für Nick ins Krankenhaus. Dort konnte jedoch nur noch ein geplatztes Aneurysma im Kopf festgestellt werden. Eine Überlebenschance gaben ihm die Ärzte leider an diesem Abend schon nicht mehr. Am Mittwoch, den 15.11.2023, wurde Nick endgültig für tot erklärt. Eine Nachricht, welche unsere Gruppe schockierte.

Nick war für einige Mitglieder unserer Gruppe mehr als nur ein Unioner, mit welchem man sich im sportlichen Unionliga-Wettbewerb gemessen hatte. Er war für sie auch ein Freund gewesen. Gerade deshalb ist es uns ein Anliegen, die Hinterbliebenen von Nick in Verbindung mit der Unionliga und der Union-Stiftung „Schulter an Schulter“ zu unterstützen. Nick verstarb im Alter von 33 Jahren und hinterlässt seine Verlobte Adri, die er am 14.09.2024 heiraten wollte. Er hinterlässt seinen zweijährigen Sohn Aleo und seinen dreizehnjährigen Sohn Jimmy.

Wir möchten daher ebenfalls dazu aufrufen, Geldspenden unter dem Betreff „Unionliga Nick“ auf das Konto der Stiftung „Schulter an Schulter“ des 1. FC Union Berlin zu überweisen:

IBAN DE05 1005 0000 0190 6620 00 oder per PayPal info@fc-union-stiftung.de

Wir hoffen, dass wir als Unionfamilie, Nicks Hinterbliebenen bei aller Trauer die finanziellen Ängste nehmen können. Unioner haltet zusammen und passt auf euch auf!

Und Niemals Vergessen: Eisern Union!

Champions League-„Heimspiele“ im Olympiastadion

Groß war der Jubel am 27.05.2023, als nach dem 1:0-Sieg gegen Werder Bremen feststand, dass Union nicht nur in Europa, sondern sogar in der Champions League spielen würde. Die Vorfreude war riesig, doch auch schnell machte sich Ernüchterung breit. Die Verlängerung des Stehplatzpilotprojektes der UEFA stand noch aus. Ohne Verlängerung würde man also im Olympiastadion spielen. Dann die Nachricht, dass das Stehplatzprogramm verlängert wird. Wie man so hört, schwirrte die Nachricht der UEFA kurz vor knapp ein, als die Planungen für das Olympiastadion schon weit fortgeschritten waren. Nach Prüfung und internen Diskussionen entschied sich der Verein dazu, die Spiele für alle Mitglieder und Sponsoren zu öffnen und damit im Olympiastadion auszutragen. Das Entsetzen innerhalb unserer Gruppe war groß und schnell stellte sich intern die Frage nach dem Umgang mit der sich zwangsläufig auftuenden Diskussion. In den anschließenden Gesprächen mit der Szene, dem Verein und langjährigen Weggefährten stellte man uns immer wieder die Frage: „Wogegen seid ihr eigentlich bzw. wer ist euer Adressat?“ Eine Frage, die absolut berechtigt ist, jedoch die Schwierigkeit der ganzen Diskussion, aber auch ihre Sprengkraft aufzeigt. Aber wer sind die potenziellen Adressaten?

Union of European Football Associations

Wo soll man hier anfangen? Den romantischen Gedanken, dass es der UEFA einzig und allein um einen sportlichen Wettbewerb zwischen den erfolgreichsten Teams Europas geht, braucht freilich niemand zu träumen. Gewinnmaximierung durch Markenschaffung und Marktgewinnung ist das Ziel. Der Fokus liegt auf den Zugpferden, den großen Namen. Diesen soll der Zugang erleichtert werden. Die Champions League-Reform im nächsten Jahr dient vor allem dazu, diese Vereine zu binden und glücklich zu stellen. Ein Verein wie der unsere ist nur für das Rahmenprogramm vorgesehen. Gewissermaßen die Aschenbrödel-Story, bis es dann im weiteren Verlauf des Turniers wieder die schwerreichen Vereine unter sich klären. Allein diese angeschnittenen Punkte erzeugen beim Schreiben eine Verachtung gegen diesen Wettbewerb. Doch dann kommt die Erinnerung an die Champions League-Hymne beim letzten Heimspiel (Danke Wumme!) und die Gänsehaut, die dadurch erzeugt wurde. Die Marke wirkt! Beim Autor wirkte sie mit dem Gedanken an vergangene Spiele gegen Falkensee, Wismar oder Neuruppin. Bei anderen wird sie wirken, weil die Vereine aus dem Fernsehen jetzt auf einmal vor der Tür stehen. Aber geht es dabei eigentlich noch um unseren Verein? Der Verband schmückt sein Premiumprodukt auf jeden Fall ordentlich aus. War man aus den letzten beiden Jahren schon gewohnt, dass die UEFA Tage vor dem Spiel die Kontrolle übers Stadion übernahm, steigt dies beim Premiumprodukt Champions League in neue Sphären. Langjährige Sponsoren und damit Retter und Stabilisatoren unseres Vereines, müssen ihre Plätze für den Verband abtreten. Langjährige Unioner, die sitzen immer noch „für’n Arsch“ finden, aber körperlich darauf angewiesen sind, werden durch Premiumsponsoren der UEFA und internationale Medienvertreter verdrängt. Insgesamt wären die Plätze für Unioner deutlicher reduziert gewesen, als in der vorangegangenen Saison und zu normalen Heimspielen ohnehin. Wie im vergangenen Jahr allen Mitgliedern die Chance auf wenigstens ein Spiel zu geben, war ausgeschlossen. Diese Auswirkungen durch das Produkt Champions League sollte man sich vor Augen führen, wenn die Hymne startet. Sie hat keine Bewunderung verdient, sondern Verachtung, steht sie doch für so vieles gegen das wir uns in der Vergangenheit positioniert haben. Und doch sind es nicht mehr Sandhausen, Ahlen oder Hohenschönhausen, sondern Braga, Neapel und Madrid. Historische Momente, in deren Nähe wir vielleicht nie wieder kommen werden.

Vereinsführung

Vor genau diesem Dilemma stand unsere Vereinsführung und der zeitliche Spielraum für Entscheidungen war klein. Langjährige Unterstützer vor den Kopf stoßen? Wie werden wir unseren zahlreichen Mitgliedern gerecht? Letztlich beantwortete der Verein diese Fragen mit einer Entscheidung für das Olympiastadion und gegen die Alte Försterei. Bricht man es auf die Aussage herunter, dass man sich für die Champions League für alle entschieden hat, ist diese Entscheidung vielleicht verständlich, was jedoch suggeriert man den Mitgliedern damit? Daran anschließend: Wann eigentlich ist die Alte Försterei gut genug? Zunächst einmal muss man sich bewusst machen, was die Beweggründe sind, Vereinsmitglied zu werden. Die Hoffnung, dass dies aufgrund des Wunsches nach Mitbestimmung und Teilhabe passiert, ist schnell vom Tisch zu wischen. War dies vielleicht vor zehn Jahren der vornehmliche Anlass. Seit Jahren ist eine Mitgliedschaft jedoch der ausschließliche Weg, Heimspiele unseres Vereins besuchen zu können, vorausgesetzt, man gewinnt im Losverfahren. Selbstverständlich ist da die Lust bei jeder und jedem groß, einen solch historischen Moment auch miterleben zu dürfen. Doch hilft das unserer Fußballkultur, welche vor allem in den sportlich bedeutungslosen Jahren geprägt wurde, wirklich weiter? Können Leute, die wenig bis keine Spiele unseres Vereins im Stadion An der Alten Försterei erlebt haben, überhaupt nachvollziehen, was unsere Fußballkultur ist? Mitgliedschaft hin oder her. Wird durch diese drei Spiele nicht ein falscher Eindruck vermittelt? Nämlich der, dass es auf einmal allen Unionmitgliedern möglich ist, ein „Heimspiel“ unseres Vereins zu sehen? Was macht das mit der Erwartungshaltung? Selbst nach unserem Stadionumbau wird die Kapazität nicht für alle Unionmitglieder ausreichen. Für alle Unioner schon gar nicht. Bleibt der sportliche Erfolg, ist vielleicht ein Verhältnis von Mitgliedern zur Stadionkapazität wie aktuell denkbar. Welche Argumente sprechen dann aber für die Alte Försterei, die jetzt gegen sie sprechen? Wo ist beispielsweise die Grenze zu einem Bundesligaspiel gegen einen der „Großclubs“? Wäre es da nicht angebrachter gewesen, den Standort Alte Försterei, unsere Werte und damit am Ende auch unsere Marke zu stärken, anstatt den Eindruck zu erwecken, dass man eine Lösung für alle finden kann?

Fanszene

„Dann haben wir halt sechs Auswärtsspiele!“ Eine Aussage, die wir nach der Vereinsentscheidung häufig gehört und gelesen haben. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema war selten oder nur am Rande zu vernehmen und wenn, dann war diese gespickt mit Resignation. Dann kam der Dauerkartenverkauf. 40.000 Dauerkarten innerhalb eines Tages sind verkauft worden. Ein enormer Run auf die Tickets. Halt ein historisches Ereignis, vielleicht einmalig in unserer Geschichte oder zumindest zu unseren Lebzeiten. Doch wie soll es weitergehen? Ab ins Olympiastadion und so tun, als wenn alles normal ist? Brauchen wir die Alte Försterei wirklich wie die Luft zum Atmen? Oder ist der Griff zum „Sauerstoffgerät“ Olympiastadion nicht doch zu schnell passiert? Getreu dem Motto Hauptsache Champions League? Schaut man sich die Grafik an, erinnern die Plätze auf der Gegengerade an einen Curved-TV. Prädestiniert für eine Show, passend zum Eventstadion. Diskussionen nimmt man kaum wahr. Eher die Sorge, dass keine Normalität herrscht. Doch kann man unsere Werte, unsere Art Fußball zu leben, einfach so „verpflanzen“? Kann man einfach so den Schalter umlegen und tun, als ob der Weg vom S-Bahnhof Olympiastadion der gleiche wie in Köpenick ist? Die ganzen Rituale und Marotten, alle einfach kommentarlos wegwischen? Das alles aus Nächstenliebe, damit für drei Spiele alle Mitglieder die Möglichkeit haben, die Spiele zu sehen? Oder stellt man nicht insgeheim doch einen Wettbewerb auf ein Podest, an dem man unbedingt teilnehmen will? Hat man die Alte Försterei verraten? Oder nochmals die Frage: Unter welchen Bedingungen ist die Alte Försterei gut genug? Bedingungslos gut genug für uns scheint sie seit der Entscheidung nicht mehr!

Zum Ende bleibt die Frage, wogegen wir eigentlich sind. Grundsätzlich sind wir nicht gegen etwas, sondern wir sind ProAF und das bedingungslos. Blicken wir musikalisch auf diese Debatte, passen sowohl „Wo du auch spielst, ja, wir folgen dir“, als auch „Hier is meen Zuhause, hier kricht ma keener weg, die Alte Försterei dit is der einzje Fleck“. Auch hier zeigt sich wieder die Zerrissenheit auf, die das Thema mit sich bringt. Es gibt außer der monetären Ausrichtung der UEFA und deren Regularien keine falsche Perspektive und dennoch möchten wir zum Nachdenken anregen. Für uns gehört unser Verein, wann immer es die äußeren Bedingungen zulassen, ins Stadion An der Alte Försterei. Der sportliche Erfolg unserer Mannschaft ist historisch und verschafft uns eine neue Form der Aufmerksamkeit. Wir haben die Möglichkeit, unsere Art des Fußballs, Fußball pur, mehr denn je in die Welt zu tragen. Doch statt das mit Einschränkungen in unserer Heimat auf unseren selbst gebauten Stufen zu tun, dort, wo aus jeder Ritze unsere Philosophie des Fußballs sprießt und ihren Charm entfaltet, gehen wir freiwillig in diesen protzigen Nazi-Bau. Kurz und knapp, richtig historisch wäre es gewesen, die Champions League im Stadion An der Alten Försterei zu erleben. Was war das für ein Pokalabend gegen Ajax? Dies wird Real und Co. nun verwehrt bleiben. Selbstredend kann man auch im Olympiastadion für unsere Werte eintreten und diese verkörpern. Natürlich ist sitzen auch dort „für’n Arsch“ und man wird die Mannschaft auch dort nach den Boone’schen Gesetzen unterstützen. Doch dies wird nicht die gleiche Strahlkraft und Wirkung haben wie An der Alten Försterei. Man wird im schlimmsten Fall eine Minderheit darstellen. Wir verpassen die Chance, der Welt unser wahres Gesicht zu zeigen und laufen Gefahr, austauschbarer Teil eines Events zu werden.

Als Fazit nehmen wir für uns als Gruppe mit, dass die drei Spiele für uns keine Normalität darstellen werden. Wir müssen aber auch feststellen, dass die Diskussion zu komplex ist, um die eine, allumfassende Protestform und Lösung zu wählen. Normalität bedeutet für uns, die Spiele unseres Vereins zu besuchen, diesen in höchstem Maße akustisch wie optisch zu unterstützen und zu repräsentieren und als Gemeinschaft aufzutreten. Diese Normalität wird es für uns nicht geben können.

20. März – Fußball für alle!

Die Nachrichten in Sachen Corona haben sich in den letzten Wochen wieder einmal überschlagen. Ab dem 20. März sollen alle „tiefgreifenden” Corona-Maßnahmen fallen – wie immer gibt es also ein Hintertürchen und das ist nach dem bisherigen Pandemieverlauf auch durchaus verständlich.

Wir wissen heute noch nicht, wie die Lage in den nächsten Wochen und Monaten sein wird. Wir verstehen die Ankündigungen aus der Politik allerdings so, dass die meisten Einschränkungen bald fallen. Das heißt für uns: Wir gehen davon aus, dass auch beim Stadionbesuch wieder Normalität einkehrt. Die Einschränkungen der vergangenen Monate dürfen die Pandemie nicht überdauern. Die letzten zwei Jahre Fußball waren alles, nur nicht unsere Normalität und dürfen auch niemals dazu werden!

An dieser Stelle nehmen wir deshalb die Verbände und Funktionäre in die Pflicht. In den letzten zwei Jahren haben sie sich nicht mit Ruhm bekleckert, aber stetig beteuert, wie wichtig Fans für den Fußball sind. Jetzt ist die Zeit gekommen, sich ebenfalls für einen Fußball ohne Einschränkungen auf allen Ebenen einzusetzen. Dies bedeutet:

  • Volle Auslastung der Stadien inklusive der Stehplätze
  • Keine Zutrittsbeschränkungen
  • Keine Maskenpflicht unter freiem Himmel
  • Keine personalisierten oder digitalen Tickets
  • 10 % Gästekontingent
  • Keine Kompensation der Verluste der Pandemiezeit durch Preiserhöhungen für das Stadionpublikum

Das wäre ein nachhaltiger Schritt für alle Stadionbesucher!

Während sich der Stadionbesuch wieder normalisiert, ist das System des Profifußballs weiterhin kaputt. Deshalb erinnern wir noch einmal an unsere Forderungen für einen nachhaltigeren Fußball, die sich seit Beginn der Pandemie nicht verändert haben. Wir fordern:

  • Wettbewerbsfördernde, ligaübergreifende Verteilung der Fernsehgelder!
  • Verpflichtende Bildung von Rücklagen, um künftige Krisen besser überstehen zu können!
  • Erhalt der 50+1-Regel und ein Ende von Finanzdoping!
  • Gehalts- und Transferobergrenzen!
  • Beschränkung der Einflüsse der Spielerberater!
  • Obergrenzen für Spielerkader!

Groß waren vor zwei Jahren die Lippenbekenntnisse. Groß war die vermeintliche Demut in der finanziellen Not. Verändert hat sich bislang nichts. Der Fußball braucht Veränderungen. Der Stadionbesuch muss fanfreundlich sein.

Jetzt seid ihr dran: Lasst den Worten Taten folgen. Fußball für alle!

Die Fanszenen Deutschlands im März 2022