Wir hatten Höhen und viele Tiefen…

Unionfans,

keine sechs Jahre ist es her, als wir den, damals kaum für möglich gehaltenen, größten Erfolg der Vereinsgeschichte seit der Wiedervereinigung feiern durften. Der Aufstieg in die erste Bundesliga. Was für Viele jahrelang nur der „Traum vom Urlaub“ war, wurde Wirklichkeit. Und erlebte in den weiteren Jahren ungeahnte weitere Höhen. Nach dem Klassenerhalt standen in den Folgejahren weitere riesige Erfolge an. Qualifikation für die Conference-League, Europa League, ja sogar bis zur Champions League führte uns der wahnsinnige Höhenflug unseres Vereins. Fast schon vergessen, dass wir zwischendurch mit einem Bein im deutschen Pokalfinale standen und nur denkbar knapp gegen das Marketingkonstrukt aus Leipzig ausschieden. Es waren Zeiten, die uns in schwindelerregende Höhen gleiten ließen und uns bisweilen vielleicht auch zu Kopf stiegen. Sie ließen das Umfeld wachsen, die Spielergehälter steigen, aber auch immer neue klangvolle Namen und Dimensionen auf dem Transfermarkt zu. Und sie steigerten auch, ob gewollt oder ungewollt, die ein oder andere Erwartungshaltung auf den Rängen.

Umso härter traf uns letzte Saison die Realität: 14 Spiele ohne Sieg und 13 Niederlagen am Stück bedeuteten nicht nur das Aus in den Pokalwettbewerben (geschenkt!), sondern auch die rote Laterne. Und das Aus für unseren geschätzten Erfolgstrainer Urs Fischer. In einem gemeinsamem Kraftakt haben wir es dann schlussendlich doch noch geschafft in der aller letzten Minute gegen Freiburg den Klassenerhalt zu schaffen. Ein Kraftakt, der nur gelang, weil wir bis zum Schluss mit gutem Beispiel vorangegangen sind und 90 Minuten die Mannschaft unterstützt haben. Egal, wie enttäuschend, kampf- oder mutlos die Leistung auf dem Spielfeld war.

Nachdem wir im vergangenen Sommer durchatmen konnten und auf eine endlich mal ruhige Spielzeit, ohne große Höhen oder Tiefen, hoffen konnten, trifft uns die neuerliche sportliche Situation wieder mal unverhofft.

Das vergangene Heimspiel war sicher ein richtungsweisendes im diesjährigen Abstiegskampf. Die bisherige Hoffnung, dass es dieses Jahr auf den letzten Plätzen einfach drei Teams gibt, die noch schlechter sind, scheint sich nicht zu bewahrheiten. Besonders brisant wird es, wenn man sich die nächsten Wochen ansieht: Frankfurt, Bayern, Freiburg, Wolfsburg, Leverkusen, Stuttgart heißen die nächsten Gegner, die auf dem Papier erstmal nicht als Punktelieferanten daher halten.

Somit ist klar: der diesjährige Abstiegskampf wird erneut kein Sprint, sondern ein Marathon. Ein Marathon, der wieder bis ganz zum Schluss gehen kann und vielleicht sogar darüber hinaus. Aber es ist ein Marathon, den wir auch wieder nur gemeinsam gewinnen können. Es ist klar: mittlerweile steht eine andere Union-Mannschaft mit eigentlich anderen (finanziellen) Möglichkeiten auf dem Platz als früher. Aber denkt nach dieser langen Phase der Höhen, die wir erlebt haben, auch an die vielen Tiefen unseres kleinen Vereins. Ein Verein, der eigentlich schon mehrfach tot war. Den engagierte Fans in den 90ern durch einmalige Aktionen vor dem Untergang bewahrten, der durchmarschierte bis ins Pokalfinale, der abstürzte ins Nichts der Oberliga und sich doch wieder erholte. Der einen langen, steinigen Weg des wirtschaftlichen Wachsens gemeinsam mit seinen Fans hinter sich gebracht hat, nur um ein Mal in der ersten Liga zu spielen, die ja eigentlich nur ein Urlaub war.

Union und seine Fanszene haben in der Vergangenheit viele Kämpfe bestritten. Gegen die Insolvenz 1997, auf der Fandemo 2002, gegen die Lizenzauflagen des DFB 2004, gegen den Senat um das Stadion 2008, auf der 2. Fandemo 2010, gegen das Sicherheitskonzept der DFL 2012 und zuletzt für den Klassenerhalt 2024. Wir haben nicht alle Kämpfe gewonnen, aber wir haben auch nie aufgegeben.

Und in dieser guten alten Tradition werden wir fortfahren und auch diesen Kampf als Unioner wieder bestreiten. Auf den Rängen von der ersten bis zur letzten Minute. Bleibt positiv und lasst uns der Mannschaft unentwegt zeigen, wofür es sich zu kämpfen lohnt und welche Kraft wir gemeinsam aufbringen können.

Schon in der letzten Saison haben wir bewiesen, dass wir Rückschläge wegstecken und zusammen an einem Strang ziehen können, bis in die letzte Minute der Saison bzw. sogar über sie hinaus. Wie schon bei Mario Maeks legendärem Tor zum 3:2 in Karl-Marx-Stadt 1988, welches erst fiel, als eigentlich alles schon vorbei schien. Und auch in den letzten erfolgreichen Jahren, haben wir den entscheidenden Schritt in die Conference League, die Europa League und auch die Champions League stets erst in den letzten Minuten gemacht. Weil wir daran geglaubt haben, weil wir es mehr wollten als die anderen und vor allem, weil wir zusammenstanden. Viele Spieler haben dieses Selbstverständnis nicht, da sie erst seit kurzem bei uns sind und es aus anderen Vereinen eventuell nicht kennen oder derartige Situationen schlichtweg noch nicht erlebt haben.
Daher liegt es umso mehr an uns, dieses Gefühl zu vermitteln und ihnen klar zu machen, was es heißt für Union Berlin aufzulaufen. Union braucht seine Fans wieder, die schon letzte Saison für den Klassenerhalt gesorgt haben.

Also schnappt euch euren Schal, nehmt eure Freunde zur Seite und macht euch auf: zu den letzten 10 Spieltagen, um unseren 1. FC Union Berlin zu unterstützen. Ob zu Hause in der Wuhlheide oder zahlreiche Kilometer entfernt, seid zahlreich und positiv. Mit breiter Brust, dem Kinn nach oben und voller Kraft voraus.

Denn, wie auch in der letzten Saison, fest steht eines: UNION GIBT NIEMALS AUF!

Wuhlesyndikat 2002
Teen Spirit Köpenick 2006
HammerHearts 2004
Union Berlin Distrikt Köpenick
East Devils 2001
Brigade Köpenick 1999
Kranker Haufen
Beverly Boys
Fan- und Mitgliederabteilung
Förderkreis Szene Köpenick
Eiserne Hilfe
Jugendclub Horn
EUFC 15Flitzpiepen
⁠EUFC 52 Traditional
EUFC 87ers
⁠EUFC Alt-Unioner
⁠EUFC Bamsegjengen
EUFC Bierbrüder Köpenick
⁠EUFC Bierwalker
⁠EUFC Brigade Bavaria
⁠EUFC Bürgerbräu Haie
EUFC Crazyfamily
⁠EUFC Die Bohnsdorfer
⁠EUFC Die Eisernen
⁠EUFC Die eisernen Wildsäue
⁠EUFC Die Schärfsten
EUFC Die üblichen Verdächtigen
EUFC die Ultrasüßen
⁠EUFC Dreki Ragnarök
EUFC E-153
EUFC Ecke Nord
⁠EUFC Eisern 1422

EUFC Eiserne Biker ⁠
EUFC Eiserne Drachen Köpenick
EUFC Eiserne Kirschkolonne
EUFC Eiserne Legion
EUFC Eiserne Meute
EUFC Eiserne Reserve
⁠EUFC Eiserner VIRUS
EUFC Fliegender Koffer
⁠EUFC Friedrichshagen 05
EUFC Fritzen Templin86
EUFC FSC Känguruh
EUFC Garde Barnim
EUFC Gockelz Spreenhagen
EUFC Grabow-Perleberg-Wittenberge
EUFC Grenzenlos EISERN
EUFC Kampfschweine Köpenick
EUFC Komakolonne Ost-Berlin
EUFC Kommando Störenfried
EUFC Köpenicker Bären
EUFC Ludwigsfelde 79
EUFC Märtyrer
⁠EUFC Mümmelmannmafia
EUFC olleOma-Tours
EUFC Olsenbande
EUFC Oranienburger Frösche
EUFC Prenzlauer Allee Fraktion
EUFC Red Flame
EUFC Sachsenadler HALLE / S.
EUFC Schluckauf ’82 Karlshorst
EUFC Sixty Niners
EUFC Sportfreunde Sadowa
EUFC Suburb&Dusted

EUFC Szene Dekadenz
⁠EUFC Torpedo RotWeiss
EUFC UnbezwingBar
EUFC Union Freunde Berlin
⁠EUFC Union Rebellen
⁠EUFC Unioner Königs Wusterhausen
EUFC Unionläuse
EUFC Wildauer Kickers
EUFC Wuhlebanausen
EUFC Ziegenunioner
⁠EUFC Zwei Bier Fraktion
UFC Bratwurstmafia
UFC District 1170
UFC Eisern Punkt Union
UFC Eiserne Internationals
UFC Eiserne Kubik-Elfen
UFC FCU Freunde Fürstenwalde
UFC Futschi Fighters
UFC Gegengerade‘22
UFC Havelland Unioner
UFC KFFB
UFC Kohorte Mittellinie
UFC Legion Coepenick
UFC Unioner Allerlei
UFCi Union Supporters America
UFCi Welsh Union Kings
AU! Ladies! Just Fans!
Die Weißenhöher Schar
FCU Oldies + 55
Für Club Und Bezirk
UFC Die Eisernen Vorpommeraner

Adventskalender Spendenaktion

Liebe Unioner,

wir möchten uns herzlich bei euch für eure zahlreichen Spenden bedanken. Insgesamt kamen beeindruckende 5.000 € zusammen, die wir am vergangenen Spieltag an den Merkur e.V. überreichen konnten. Ein besonderer Dank gilt auch der Stiftung des 1. FC Union Berlin für die hervorragende Zusammenarbeit.

Solltet ihr keinen Kalender mehr bekommen haben, aber dennoch den Merkur e.V. unterstützen wollen, könnt ihr eure Spende gerne auf das Konto DE15 1009 0000 1634 5390 06 des Merkur e.V. überweisen.

Wir wünschen euch weiterhin eine schöne und besinnliche Adventszeit. Eisern!

Spendenaufruf für Nick

Der 13.11.2023 zeigte uns auf grausamste Art und Weise, wie schnell der Fußball in den Hintergrund rücken kann. Im Rahmen der Unionliga, spielte unser Team gegen die Eisernen Biester. Ein gutes, kämpferisches Spiel, bei starkem Dauerregen und 9 Toren nach gut 55 Minuten – bester Freizeitfußball. Diese 55. Minute veränderte dann jedoch alles.

Abseits vom Spielgeschehen brach Nick, der Innenverteidiger der Eisernen Biester, ohne erkennbaren Grund zusammen. Beide Teams begannen umgehend mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen, welche anschließend durch das RTW-Team übernommen wurden und quälend lange Minuten auf dem Sportplatz weitergingen. Mit eigenem Herzschlag, aber ohne Entwarnung, ging es für Nick ins Krankenhaus. Dort konnte jedoch nur noch ein geplatztes Aneurysma im Kopf festgestellt werden. Eine Überlebenschance gaben ihm die Ärzte leider an diesem Abend schon nicht mehr. Am Mittwoch, den 15.11.2023, wurde Nick endgültig für tot erklärt. Eine Nachricht, welche unsere Gruppe schockierte.

Nick war für einige Mitglieder unserer Gruppe mehr als nur ein Unioner, mit welchem man sich im sportlichen Unionliga-Wettbewerb gemessen hatte. Er war für sie auch ein Freund gewesen. Gerade deshalb ist es uns ein Anliegen, die Hinterbliebenen von Nick in Verbindung mit der Unionliga und der Union-Stiftung „Schulter an Schulter“ zu unterstützen. Nick verstarb im Alter von 33 Jahren und hinterlässt seine Verlobte Adri, die er am 14.09.2024 heiraten wollte. Er hinterlässt seinen zweijährigen Sohn Aleo und seinen dreizehnjährigen Sohn Jimmy.

Wir möchten daher ebenfalls dazu aufrufen, Geldspenden unter dem Betreff „Unionliga Nick“ auf das Konto der Stiftung „Schulter an Schulter“ des 1. FC Union Berlin zu überweisen:

IBAN DE05 1005 0000 0190 6620 00 oder per PayPal info@fc-union-stiftung.de

Wir hoffen, dass wir als Unionfamilie, Nicks Hinterbliebenen bei aller Trauer die finanziellen Ängste nehmen können. Unioner haltet zusammen und passt auf euch auf!

Und Niemals Vergessen: Eisern Union!

Champions League-„Heimspiele“ im Olympiastadion

Groß war der Jubel am 27.05.2023, als nach dem 1:0-Sieg gegen Werder Bremen feststand, dass Union nicht nur in Europa, sondern sogar in der Champions League spielen würde. Die Vorfreude war riesig, doch auch schnell machte sich Ernüchterung breit. Die Verlängerung des Stehplatzpilotprojektes der UEFA stand noch aus. Ohne Verlängerung würde man also im Olympiastadion spielen. Dann die Nachricht, dass das Stehplatzprogramm verlängert wird. Wie man so hört, schwirrte die Nachricht der UEFA kurz vor knapp ein, als die Planungen für das Olympiastadion schon weit fortgeschritten waren. Nach Prüfung und internen Diskussionen entschied sich der Verein dazu, die Spiele für alle Mitglieder und Sponsoren zu öffnen und damit im Olympiastadion auszutragen. Das Entsetzen innerhalb unserer Gruppe war groß und schnell stellte sich intern die Frage nach dem Umgang mit der sich zwangsläufig auftuenden Diskussion. In den anschließenden Gesprächen mit der Szene, dem Verein und langjährigen Weggefährten stellte man uns immer wieder die Frage: „Wogegen seid ihr eigentlich bzw. wer ist euer Adressat?“ Eine Frage, die absolut berechtigt ist, jedoch die Schwierigkeit der ganzen Diskussion, aber auch ihre Sprengkraft aufzeigt. Aber wer sind die potenziellen Adressaten?

Union of European Football Associations

Wo soll man hier anfangen? Den romantischen Gedanken, dass es der UEFA einzig und allein um einen sportlichen Wettbewerb zwischen den erfolgreichsten Teams Europas geht, braucht freilich niemand zu träumen. Gewinnmaximierung durch Markenschaffung und Marktgewinnung ist das Ziel. Der Fokus liegt auf den Zugpferden, den großen Namen. Diesen soll der Zugang erleichtert werden. Die Champions League-Reform im nächsten Jahr dient vor allem dazu, diese Vereine zu binden und glücklich zu stellen. Ein Verein wie der unsere ist nur für das Rahmenprogramm vorgesehen. Gewissermaßen die Aschenbrödel-Story, bis es dann im weiteren Verlauf des Turniers wieder die schwerreichen Vereine unter sich klären. Allein diese angeschnittenen Punkte erzeugen beim Schreiben eine Verachtung gegen diesen Wettbewerb. Doch dann kommt die Erinnerung an die Champions League-Hymne beim letzten Heimspiel (Danke Wumme!) und die Gänsehaut, die dadurch erzeugt wurde. Die Marke wirkt! Beim Autor wirkte sie mit dem Gedanken an vergangene Spiele gegen Falkensee, Wismar oder Neuruppin. Bei anderen wird sie wirken, weil die Vereine aus dem Fernsehen jetzt auf einmal vor der Tür stehen. Aber geht es dabei eigentlich noch um unseren Verein? Der Verband schmückt sein Premiumprodukt auf jeden Fall ordentlich aus. War man aus den letzten beiden Jahren schon gewohnt, dass die UEFA Tage vor dem Spiel die Kontrolle übers Stadion übernahm, steigt dies beim Premiumprodukt Champions League in neue Sphären. Langjährige Sponsoren und damit Retter und Stabilisatoren unseres Vereines, müssen ihre Plätze für den Verband abtreten. Langjährige Unioner, die sitzen immer noch „für’n Arsch“ finden, aber körperlich darauf angewiesen sind, werden durch Premiumsponsoren der UEFA und internationale Medienvertreter verdrängt. Insgesamt wären die Plätze für Unioner deutlicher reduziert gewesen, als in der vorangegangenen Saison und zu normalen Heimspielen ohnehin. Wie im vergangenen Jahr allen Mitgliedern die Chance auf wenigstens ein Spiel zu geben, war ausgeschlossen. Diese Auswirkungen durch das Produkt Champions League sollte man sich vor Augen führen, wenn die Hymne startet. Sie hat keine Bewunderung verdient, sondern Verachtung, steht sie doch für so vieles gegen das wir uns in der Vergangenheit positioniert haben. Und doch sind es nicht mehr Sandhausen, Ahlen oder Hohenschönhausen, sondern Braga, Neapel und Madrid. Historische Momente, in deren Nähe wir vielleicht nie wieder kommen werden.

Vereinsführung

Vor genau diesem Dilemma stand unsere Vereinsführung und der zeitliche Spielraum für Entscheidungen war klein. Langjährige Unterstützer vor den Kopf stoßen? Wie werden wir unseren zahlreichen Mitgliedern gerecht? Letztlich beantwortete der Verein diese Fragen mit einer Entscheidung für das Olympiastadion und gegen die Alte Försterei. Bricht man es auf die Aussage herunter, dass man sich für die Champions League für alle entschieden hat, ist diese Entscheidung vielleicht verständlich, was jedoch suggeriert man den Mitgliedern damit? Daran anschließend: Wann eigentlich ist die Alte Försterei gut genug? Zunächst einmal muss man sich bewusst machen, was die Beweggründe sind, Vereinsmitglied zu werden. Die Hoffnung, dass dies aufgrund des Wunsches nach Mitbestimmung und Teilhabe passiert, ist schnell vom Tisch zu wischen. War dies vielleicht vor zehn Jahren der vornehmliche Anlass. Seit Jahren ist eine Mitgliedschaft jedoch der ausschließliche Weg, Heimspiele unseres Vereins besuchen zu können, vorausgesetzt, man gewinnt im Losverfahren. Selbstverständlich ist da die Lust bei jeder und jedem groß, einen solch historischen Moment auch miterleben zu dürfen. Doch hilft das unserer Fußballkultur, welche vor allem in den sportlich bedeutungslosen Jahren geprägt wurde, wirklich weiter? Können Leute, die wenig bis keine Spiele unseres Vereins im Stadion An der Alten Försterei erlebt haben, überhaupt nachvollziehen, was unsere Fußballkultur ist? Mitgliedschaft hin oder her. Wird durch diese drei Spiele nicht ein falscher Eindruck vermittelt? Nämlich der, dass es auf einmal allen Unionmitgliedern möglich ist, ein „Heimspiel“ unseres Vereins zu sehen? Was macht das mit der Erwartungshaltung? Selbst nach unserem Stadionumbau wird die Kapazität nicht für alle Unionmitglieder ausreichen. Für alle Unioner schon gar nicht. Bleibt der sportliche Erfolg, ist vielleicht ein Verhältnis von Mitgliedern zur Stadionkapazität wie aktuell denkbar. Welche Argumente sprechen dann aber für die Alte Försterei, die jetzt gegen sie sprechen? Wo ist beispielsweise die Grenze zu einem Bundesligaspiel gegen einen der „Großclubs“? Wäre es da nicht angebrachter gewesen, den Standort Alte Försterei, unsere Werte und damit am Ende auch unsere Marke zu stärken, anstatt den Eindruck zu erwecken, dass man eine Lösung für alle finden kann?

Fanszene

„Dann haben wir halt sechs Auswärtsspiele!“ Eine Aussage, die wir nach der Vereinsentscheidung häufig gehört und gelesen haben. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema war selten oder nur am Rande zu vernehmen und wenn, dann war diese gespickt mit Resignation. Dann kam der Dauerkartenverkauf. 40.000 Dauerkarten innerhalb eines Tages sind verkauft worden. Ein enormer Run auf die Tickets. Halt ein historisches Ereignis, vielleicht einmalig in unserer Geschichte oder zumindest zu unseren Lebzeiten. Doch wie soll es weitergehen? Ab ins Olympiastadion und so tun, als wenn alles normal ist? Brauchen wir die Alte Försterei wirklich wie die Luft zum Atmen? Oder ist der Griff zum „Sauerstoffgerät“ Olympiastadion nicht doch zu schnell passiert? Getreu dem Motto Hauptsache Champions League? Schaut man sich die Grafik an, erinnern die Plätze auf der Gegengerade an einen Curved-TV. Prädestiniert für eine Show, passend zum Eventstadion. Diskussionen nimmt man kaum wahr. Eher die Sorge, dass keine Normalität herrscht. Doch kann man unsere Werte, unsere Art Fußball zu leben, einfach so „verpflanzen“? Kann man einfach so den Schalter umlegen und tun, als ob der Weg vom S-Bahnhof Olympiastadion der gleiche wie in Köpenick ist? Die ganzen Rituale und Marotten, alle einfach kommentarlos wegwischen? Das alles aus Nächstenliebe, damit für drei Spiele alle Mitglieder die Möglichkeit haben, die Spiele zu sehen? Oder stellt man nicht insgeheim doch einen Wettbewerb auf ein Podest, an dem man unbedingt teilnehmen will? Hat man die Alte Försterei verraten? Oder nochmals die Frage: Unter welchen Bedingungen ist die Alte Försterei gut genug? Bedingungslos gut genug für uns scheint sie seit der Entscheidung nicht mehr!

Zum Ende bleibt die Frage, wogegen wir eigentlich sind. Grundsätzlich sind wir nicht gegen etwas, sondern wir sind ProAF und das bedingungslos. Blicken wir musikalisch auf diese Debatte, passen sowohl „Wo du auch spielst, ja, wir folgen dir“, als auch „Hier is meen Zuhause, hier kricht ma keener weg, die Alte Försterei dit is der einzje Fleck“. Auch hier zeigt sich wieder die Zerrissenheit auf, die das Thema mit sich bringt. Es gibt außer der monetären Ausrichtung der UEFA und deren Regularien keine falsche Perspektive und dennoch möchten wir zum Nachdenken anregen. Für uns gehört unser Verein, wann immer es die äußeren Bedingungen zulassen, ins Stadion An der Alte Försterei. Der sportliche Erfolg unserer Mannschaft ist historisch und verschafft uns eine neue Form der Aufmerksamkeit. Wir haben die Möglichkeit, unsere Art des Fußballs, Fußball pur, mehr denn je in die Welt zu tragen. Doch statt das mit Einschränkungen in unserer Heimat auf unseren selbst gebauten Stufen zu tun, dort, wo aus jeder Ritze unsere Philosophie des Fußballs sprießt und ihren Charm entfaltet, gehen wir freiwillig in diesen protzigen Nazi-Bau. Kurz und knapp, richtig historisch wäre es gewesen, die Champions League im Stadion An der Alten Försterei zu erleben. Was war das für ein Pokalabend gegen Ajax? Dies wird Real und Co. nun verwehrt bleiben. Selbstredend kann man auch im Olympiastadion für unsere Werte eintreten und diese verkörpern. Natürlich ist sitzen auch dort „für’n Arsch“ und man wird die Mannschaft auch dort nach den Boone’schen Gesetzen unterstützen. Doch dies wird nicht die gleiche Strahlkraft und Wirkung haben wie An der Alten Försterei. Man wird im schlimmsten Fall eine Minderheit darstellen. Wir verpassen die Chance, der Welt unser wahres Gesicht zu zeigen und laufen Gefahr, austauschbarer Teil eines Events zu werden.

Als Fazit nehmen wir für uns als Gruppe mit, dass die drei Spiele für uns keine Normalität darstellen werden. Wir müssen aber auch feststellen, dass die Diskussion zu komplex ist, um die eine, allumfassende Protestform und Lösung zu wählen. Normalität bedeutet für uns, die Spiele unseres Vereins zu besuchen, diesen in höchstem Maße akustisch wie optisch zu unterstützen und zu repräsentieren und als Gemeinschaft aufzutreten. Diese Normalität wird es für uns nicht geben können.

20. März – Fußball für alle!

Die Nachrichten in Sachen Corona haben sich in den letzten Wochen wieder einmal überschlagen. Ab dem 20. März sollen alle „tiefgreifenden” Corona-Maßnahmen fallen – wie immer gibt es also ein Hintertürchen und das ist nach dem bisherigen Pandemieverlauf auch durchaus verständlich.

Wir wissen heute noch nicht, wie die Lage in den nächsten Wochen und Monaten sein wird. Wir verstehen die Ankündigungen aus der Politik allerdings so, dass die meisten Einschränkungen bald fallen. Das heißt für uns: Wir gehen davon aus, dass auch beim Stadionbesuch wieder Normalität einkehrt. Die Einschränkungen der vergangenen Monate dürfen die Pandemie nicht überdauern. Die letzten zwei Jahre Fußball waren alles, nur nicht unsere Normalität und dürfen auch niemals dazu werden!

An dieser Stelle nehmen wir deshalb die Verbände und Funktionäre in die Pflicht. In den letzten zwei Jahren haben sie sich nicht mit Ruhm bekleckert, aber stetig beteuert, wie wichtig Fans für den Fußball sind. Jetzt ist die Zeit gekommen, sich ebenfalls für einen Fußball ohne Einschränkungen auf allen Ebenen einzusetzen. Dies bedeutet:

  • Volle Auslastung der Stadien inklusive der Stehplätze
  • Keine Zutrittsbeschränkungen
  • Keine Maskenpflicht unter freiem Himmel
  • Keine personalisierten oder digitalen Tickets
  • 10 % Gästekontingent
  • Keine Kompensation der Verluste der Pandemiezeit durch Preiserhöhungen für das Stadionpublikum

Das wäre ein nachhaltiger Schritt für alle Stadionbesucher!

Während sich der Stadionbesuch wieder normalisiert, ist das System des Profifußballs weiterhin kaputt. Deshalb erinnern wir noch einmal an unsere Forderungen für einen nachhaltigeren Fußball, die sich seit Beginn der Pandemie nicht verändert haben. Wir fordern:

  • Wettbewerbsfördernde, ligaübergreifende Verteilung der Fernsehgelder!
  • Verpflichtende Bildung von Rücklagen, um künftige Krisen besser überstehen zu können!
  • Erhalt der 50+1-Regel und ein Ende von Finanzdoping!
  • Gehalts- und Transferobergrenzen!
  • Beschränkung der Einflüsse der Spielerberater!
  • Obergrenzen für Spielerkader!

Groß waren vor zwei Jahren die Lippenbekenntnisse. Groß war die vermeintliche Demut in der finanziellen Not. Verändert hat sich bislang nichts. Der Fußball braucht Veränderungen. Der Stadionbesuch muss fanfreundlich sein.

Jetzt seid ihr dran: Lasst den Worten Taten folgen. Fußball für alle!

Die Fanszenen Deutschlands im März 2022

In der Krise beweist sich der Charakter

Nein, der Fußball befindet sich in keiner Krise – lediglich das Geschäftsmodell derjenigen kommt ins Wanken, die sich daran eine goldene Nase verdienen. Und nicht erst jetzt, aber aktuell mit voller Wucht, bekommt der Profifußball den Spiegel vor die Nase gesetzt, mit welcher Missgunst ein großer Teil der Bevölkerung auf den Profifußball blickt. Wir nehmen wahr, dass sich das Produkt Fußball eine Parallelwelt erschaffen hat, welche viele Fußballfans mit ausufernden Transfer- und Gehaltssummen, einer unersättlich wirkenden Gier nach Profit, Korruption bei Verbänden sowie dubiosen und intransparenten Beraterstrukturen (2017/18 ca. 200 Mio. €) in Verbindung setzen.

Wiederaufnahme des Spielbetriebs

Wir mögen aktuell nicht beurteilen und abschätzen können, wann ein vertretbarer Zeitpunkt gewesen wäre, den Ball wieder rollen zu lassen. Wir bewerten jedoch das Verhalten der Vertreter des Profifußballs als anstands- und respektlos, sich in der aktuellen Krisensituation derart aggressiv in den Vordergrund zu drängen. Der Gedanke, dass sich mit genügend Geld und ausreichender Lobbyarbeit Sonderwege bestreiten lassen, lässt sich leider nicht von der Hand weisen. Ein Vorpreschen bei der Inanspruchnahme routinemäßiger Screenings erachten wir als anmaßend, würden uns doch dutzende andere Institutionen einfallen, bei denen verdachtsunabhängige Testungen mehr Sinn ergeben würden. Übel stößt hierbei nicht die generelle Inanspruchnahme von Testkapazitäten auf, sondern weil sich der Profifußball eine soziale Relevanz anmaßt und eine Sonderbehandlung bewirkt, die in keinem Verhältnis zur aktuellen gesellschaftlichen Rangordnung steht.

Wir hätten vielmehr eine Vorgehensweise erwartet, welche der sozialen Verantwortung und der Vorbildfunktion des Fußballs gerecht wird.

Veränderungen

„Es steht außer Frage, dass künftig Nachhaltigkeit, Stabilität und Bodenständigkeit zu den entscheidenden Werten gehören müssen“. Zwar zeugt die von der DFL getätigte Aussage durchaus von Selbstkritik, zeigt jedoch gleichzeitig auch, nach welchem Maßstab bisher Entscheidungen getroffen wurden und in welchem Ausmaß man von wirtschaftlichen Interessen getrieben wurde.

Es ist jetzt, und nicht erst nach überstandener Krise, an der Zeit, über konkrete Veränderungen im Profifußball zu debattieren und Entscheidungen zu treffen:

1. Wettbewerbsfördernde, ligaübergreifende Verteilung der Fernsehgelder

Der aktuelle Verteilungsschlüssel sorgt dafür, dass die Schere zwischen finanziell starken und schwachen Vereinen immer weiter auseinandergeht. Eine gerechtere Verteilung fördert den sportlichen Wettbewerb und steigert die Attraktivität der Ligen.

2. Rücklagen

Es muss festgelegt werden, dass die Clubs Rücklagen bilden, um zumindest kurzfristige Krisen jeder Art überstehen zu können, ohne direkt vor der Insolvenz zu stehen. Hierbei muss vor allem Rücksicht auf die e.V.-Strukturen genommen und dafür adäquate Lösungen gefunden werden, ohne diese – ebenso wie 50+1, in Frage zu stellen. Schließlich ist der Verkauf von Substanz zur Rettung der Liquidität genau die Denkweise, die zur jetzigen Krise geführt hat. Daher ist der Umstand, dass die 50+1 Regel zum Teil in Frage gestellt wird, aus unserer Sicht vollkommen unverständlich.

3. Gehalts- und Transferobergrenzen

Spielern und Funktionären seien weiterhin wirtschaftliche Privilegien vergönnt. Analog zu Transfersummen sollten jedoch auch diese gedeckelt werden, um aktuelle Auswüchse zu stoppen und dem irrationalen und unverhältnismäßigen Wettbieten entgegenzuwirken.

4. Einfluss durch Berater beschränken

Rund um die Spieler hat sich ein Netzwerk an Profiteuren gebildet, welches für den Sport in keiner Weise produktiv ist. Dieses muss aufgedeckt, reglementiert und eingeschränkt werden.

Wenn man sich auf der Mitgliederversammlung des eigenen Vereins erklären lässt, wie gering der Bruchteil der teils horrenden Ablösesummen ist, der dem eigenen Verein tatsächlich zu Gute kommt, wird schnell sichtbar, dass an diesem System des modernen Menschenhandels einiges nicht stimmen kann.

Zu hoch sind die Beträge, die bei den Transfererlösen bei den Spielerberatern hängen bleiben, deren Handeln im Interesse ihrer Schützlinge oft durchaus angezweifelt werden darf. Hier ist leider zu vermuten, dass oft der Blick auf den eigenen Gewinn, das „Kasse machen“, im Vordergrund steht und Spieler die Clubs öfter wechseln, als das ihrer eigenen sportlichen Entwicklung zuträglich wäre.

Richtig problematisch wird es dann, wenn sich unter den großen Beratungsbüros kartellartige Strukturen bilden, die mit Absprachen unter der Hand die Transferzahlungen in die Höhe treiben. Der freie Markt aus Angebot und Nachfrage ist dann nachhaltig gestört und es entsteht eine Preisspirale, an der der Profifußball kein Interesse haben kann.

Ebenso muss den verschiedenen Investmentfirmen, welche sich an den Rechten der Spielertransfers beteiligen, ein Riegel vorgeschoben werden. Es darf nicht sein, dass sich Privatpersonen unter dem Deckmantel dieser Firmen die eigenen Taschen füllen und die Verbände die Augen verschließen!

Natürlich ist es in Ordnung und Teil des Wettbewerbes Fußball, wenn gute Spieler gute Gehälter erzielen und entsprechende Transfersummen kosten. Spieler sind (leider) auch eine Handelsware. Die Abartigkeiten, die hier aber in den letzten Jahren gewachsen sind, sind nicht Ausdruck eines gesunden Wettbewerbs.

5. Kader begrenzen

Durch aufgeblähte Spielerkader lagern die Vereine „Kapital“ auf Ihren Auswechselbänken. Manch ein Verein verpflichtet Spieler nur, damit diese nicht für die Konkurrenz auflaufen können und lässt sie dann auf der Bank oder Tribüne versauen. Vereine, die es sich leisten können, blähen ihre Kader künstlich auf. Dem Motto folgend „was ich habe hat schon mal kein anderer“. Das ist natürlich eine Strategie, gegen die Konkurrenten zu arbeiten. Ob sie sportlich ist, steht auf einem anderen Blatt.

Eine Begrenzung der Anzahl an Spielerleihen ist bereits geplant. Dies gilt es, auf die Reduzierung der Profikader auszuweiten Ein beliebiges Aufstocken mit Nachwuchskräften sollte dennoch jederzeit möglich sein, denn würde es rein um die Absicherung gegen Ausfälle gehen, spricht absolut nichts dagegen, Nachwuchsspieler aus den eigenen Reihen hochzuziehen. In diesem Fall zeugt ein großer Kader mit eigenen jungen Spielern von einer nachhaltigen und guten Nachwuchsarbeit. Dies gilt es in Zukunft vermehrt zu fördern.

Ein „Zusammenkauf“ von Profispielern „auf Halde“ ist grundsätzlich abzulehnen. Das wird nicht zuletzt den Spielern nicht gerecht, deren Entwicklung dadurch nachhaltig gestört wird.

Wir werden genauestens verfolgen, ob auf die eigenen Worten der Verbandsvertreter und von Funktionären, den Fußball ändern zu wollen, auch Taten folgen. Schluss mit Ausreden und Heraufbeschwören von Unmachbarkeitsszenarien. Wir erwarten eine lösungs- und keine problemorientierte Herangehensweise mit transparenten Arbeitsschritten.

Die Fanszenen Deutschlands im Mai 2020

Quarantäne für den Fußball – Geisterspiele sind keine Lösung!

Die Frage, wann und in welcher Form wieder Profifußball gespielt werden darf, wurde in den vergangenen Tagen und Wochen viel diskutiert. In der nach wie vor teils unübersichtlichen gesellschaftlichen Situation wurden von verschiedenen Akteuren eine Vielzahl ethischer, epidemiologischer und anderer Argumente ins Feld geführt. Im Folgenden möchten wir uns, als bundesweiter Zusammenschluss der Fanszenen und mit Blick auf die DFL-Vollversammlung, zu dem Thema äußern:

Die Wiederaufnahme des Fußballs, auch in Form von Geisterspielen, ist in der aktuellen Situation nicht vertretbar – schon gar nicht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Verantwortung. Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft und insbesondere all denjenigen, die sich in der Corona-Krise wirklich gesellschaftsdienlich engagieren.Der Profifußball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne.

Wir vertreten die klare Position, dass es keine Lex Bundesliga geben darf. Fußball hat in Deutschland eine herausgehobene Bedeutung, systemrelevant ist er jedoch ganz sicher nicht. Beschränkungen, die für vergleichbare Bereiche der Sport- und Unterhaltungsindustrie gelten, müssen auch im Fußball Anwendung finden. In einer Zeit, in der wir alle sehr massive Einschränkungen unserer Grundrechte im Sinne des Gemeinwohls hinnehmen, ist an einen Spielbetrieb der Bundesligen nicht zu denken. Wenn seit Wochen über einen Mangel an Kapazitäten bei CoVid-19-Tests berichtet wird, ist die Idee, Fußballspieler in einer extrem hohen Taktung auf das Virus zu untersuchen, schlicht absurd. Ganz zu schweigen von der Praxis eines Fußballspiels mit Zweikämpfen, eines normalen Trainingsbetriebes in Zeiten von Versammlungsverboten und eines gemeinsamen Verfolgens potenzieller Geisterspiele durch Fans.

Die Rede von gesellschaftlicher Verantwortung und Pläne für exklusive Testkontingente (über 20.000 Stück) für den Profifußball passen nicht zusammen. Wir verstehen, dass Vereinsfunktionäre durchaus rechtliche Verpflichtungen haben, im Sinne des finanziellen Wohls ihres Vereins zu handeln. In einer Situation jedoch, in der die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft vor enormen Herausforderungen stehen, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass offenbar sämtliche Bedenken hintenangestellt werden, wenn es darum geht, den Spielbetrieb möglichst lange aufrechtzuerhalten, bzw. erneut zu starten.

Ganz offensichtlich hat der Profifußball viel tieferliegende Probleme. Ein System, in das in den letzten Jahren Geldsummen jenseits der Vorstellungskraft vieler Menschen geflossen sind, steht innerhalb eines Monats vor dem Kollaps. Der Erhalt der Strukturen ist vollkommen vom Fluss der Fernsehgelder abhängig, die Vereine existieren nur noch in totaler Abhängigkeit von den Rechteinhabern.

Die Frage, weshalb es trotz aller Millionen keinerlei Nachhaltigkeit im Profifußball zu geben scheint, wie die Strukturen und Vereine in Zukunft robuster und krisensicherer gemacht werden können, wurde zumindest öffentlich noch von keinem Funktionär gestellt. Das einzig kommunizierte Ziel ist ein möglichst schnelles „Weiter so!“, das jedoch lediglich einer überschaubaren Zahl an Beteiligten weiterhin überragende Einkünfte garantiert. Das Gerede von zigtausenden Jobs halten wir schlicht in den meisten Fällen für einen Vorwand, weiterhin exorbitante Millioneneinkünfte für wenige extreme Profiteure zu sichern. Dies zeigt sich auch in der absoluten Untätigkeit des DFB, im Hinblick auf den Fußball unterhalb der 2. Bundesliga. Dass Geisterspiele hier viel stärkere Folgen hätten, als in den Ligen der DFL, wird ausgeblendet. Hauptsache das „Premiumprodukt“ kann weiterexistieren. Hier wird der DFB seiner Rolle nicht nur nicht gerecht, er zeigt auch wiederholt, wessen Interessen er vertritt.

Seit Jahren fordern Fans Reformen für eine gerechtere Verteilung der TV-Einnahmen und kritisieren die mangelnde Solidarität zwischen großen und kleinen Vereinen. Wir weisen auf Finanzexzesse, mangelnde Rücklagenbildung und die teils erpresserische Rolle von Spielerberatern hin. Die Gefahr der Abhängigkeit von einzelnen großen Geldgebern haben wir anhand von Beispielen wie 1860 München, Carl Zeiss Jena und anderen immer wieder aufgezeigt.

Spätestens jetzt ist es aller höchste Zeit, dass sich Fußballfunktionäre ernsthaft mit diesen Punkten auseinandersetzen. Die jetzige Herausforderung ist auch eine Chance: Die Verbände sollten diese Krise als solche begreifen und die Strukturen des modernen Fußballs grundlegend verändern. Es ist höchste Zeit!

In diesem Zusammenhang fordern wir:

  • Der aktuelle Plan der DFL, den Spielbetrieb im Mai in Form von Geisterspielen wieder aufzunehmen, darf nicht umgesetzt werden. Wir maßen uns nicht an, zu entscheiden, ab wann der Ball wieder rollen darf. In einer Situation, in der sich der Fußball auf diese Weise so dermaßen vom Rest der Gesellschaft entkoppeln würde, darf es jedoch nicht passieren.
  • Eine sachliche Auseinandersetzung mit der aktuellen Lage muss forciert und eine Abkehr vom blinden Retten der TV-Gelder vollzogen werden. Auch ein möglicher Abbruch der Saison darf kein Tabu sein, wenn die gesellschaftlichen Umstände es nicht anders zulassen. In diesem Fall sollten nicht nur Horrorszenarien in Form von drohenden Insolvenzen skizziert werden, sondern Lösungsmöglichkeiten in Form von Förderdarlehen, erweiterten Insolvenzfristen und anderen Kriseninstrumenten, denen sich auch die restliche Wirtschaft stellt, diskutiert werden.
  • Eine kommende Lösung muss maximal solidarisch sein. Es darf unter den Vereinen keine Krisengewinner – und verlierer geben. Die Schere zwischen „groß“ und „klein“ darf nicht noch weiter auseinandergehen. Ausdrücklich schließen wir damit auch die Vereine der dritten Liga und der Regionalligen mit ein, für die Geisterspiele ohnehin keine Option sind.
  • Die Diskussion über grundlegende Reformen, um den Profifußball nachhaltiger und wirtschaftlich krisensicherer zu gestalten, muss jetzt beginnen. Sie darf nicht nur von Fans und Journalisten geführt werden, sondern ist die zentrale Aufgabe der Verantwortlichen der Clubs und Verbände. Strukturen und Vereine müssen auf einen finanziell und ideell sicheren Boden zurückgeholt werden. Dabei muss die 50+1-Regel weiterhin unberührt bleiben.

Die Phase einer von der restlichen Gesellschaft komplett entkoppelten Fußballwelt muss ein Ende haben!

Die Fanszenen Deutschlands im April 2020

Kein Fußball in Zeiten von COVID-19!

Hallo Unioner,

angesichts der aktuellen und für uns alle neuen Lage, möchten wir uns kurz zu Wort melden und euch wissen lassen, wie wir den morgigen Spieltag angehen werden.

Vorweg: Niemand von uns ist Experte, jedoch nehmen auch wir die Lage ernst und können nur den zuständigen Stellen vertrauen. Fußball ist ein Teil unserer Gesellschaft und kann damit auch nur in diesem Gesamtkontext gesehen werden. Dazu reicht ein Blick in andere Länder Europas. Unsere Gesellschaft steht vor einer großen Herausforderung. Wir alle müssen dazu beitragen, diese schwierige Zeit zu überstehen. Wir sollten auf unsere Kinder aufpassen, unseren älteren Nachbarn beim Einkauf helfen und zusehen, dass die wirtschaftlichen Folgen für die unteren Schichten unserer Gesellschaft nicht zu hart ausfallen.

Die DFL hat nun entschieden: Der Spieltag am kommenden Wochenende findet ohne Zuschauer statt, danach wird die Saison für drei Wochen unterbrochen. Unsere Position hierzu ist ganz klar: Ein sportlich fairer Wettbewerb kann nur unter gleichen Bedingungen für alle sichergestellt werden. Geisterspiele stellen eine Wettbewerbsverzerrung dar und sie bringen viele Vereine in eine wirtschaftlich bedrohliche Lage. Deshalb dürfte auch das morgige Spiel gegen den FC Bayern München aus unserer Sicht nicht stattfinden. Dass der Spielbetrieb – nach aktuellem Stand – durch den Verband am morgigen Tag doch durchgeführt werden soll, zeigt uns erneut, wer die hässliche Fratze des Fußballs ist. Der Grund ist klar und wurde auch durch Herrn Rummenigge erst kürzlich bestätigt: „Es geht am Ende des Tages um Finanzen“. Dass dabei trotzdem Spieler, Trainer und Funktionäre zusammenkommen, sich Fans in Kneipen oder anderen Örtlichkeiten treffen, um das Spiel zu sehen und sich am Ende des Tages womöglich untereinander trotzdem eine hohe Anzahl an Menschen infizieren, lassen diese Leute außer Acht. Geld scheint am Ende des Tages eben wichtiger als die Gesundheit der Bevölkerung. Warum man nicht dem Beispiel vieler anderer europäischer Ligen folgt und den Spielbetrieb sofort einstellt, erschließt sich uns nicht. Aus unserer Sicht sollte das sofort geschehen und dieser erst fortgesetzt werden, wenn es die gesellschaftliche Lage wieder zulässt.

Für die sicherlich aktuell bedrohlichen wirtschaftlichen Folgen für die Vereine sollten die Verbände Lösungen entwickeln. Wir halten es nicht für den richtigen Weg mit Solidaritätsaktionen weiter die Fans und Zuschauer zu belasten.

Wir werden das morgige Spiel deshalb in keiner Weise auch noch unterstützen. Es wird daher weder vor noch im Stadion irgendwelche Aktionen unsererseits geben. Auch nach dem Spiel wird sich niemand von uns in die Nähe des Stadions begeben. Wir wollen nicht noch unseren Teil dazu beitragen, dass sich Verband und Fernsehsender über schöne Bilder und neue Berichte freuen können.

Außerdem fordern wir alle Unioner dazu auf, dem Appell des Vereins zu folgen und nicht zum Stadion zu kommen! Seid besonnen und vermeidet, wenn möglich, größere Menschenansammlungen am Spieltag. Verfolgt das Spiel lieber im Beisein eurer Liebsten und Freunde, anstatt unnötige Risiken einzugehen. Denn wir wollen uns ja alle noch wiedersehen, wenn der 1.FC Union Berlin wieder in einem ausverkauften Stadion An der Alten Försterei spielt.

Bis dahin bleibt gesund … Und Niemals Vergessen: Eisern Union!

Wuhlesyndikat 2002
Teen Spirit Köpenick 2006
HammerHearts 2004