Am heutigen Spieltag ging es gegen das Konstrukt der TSG aus Hoffenheim. Ein Gegner, welcher, trotz des Strebens der “aktiven Fanszene” nach Beteiligung und Einflussnahme, niemals in den Sphären spielen dürfte, in denen sie jetzt sind. Ein Fakt, welcher ihnen auf ewig anheften sollte und niemals zur Normalität werden darf.
Normal war dieser Spieltag auch für unsere Gruppe nicht. Es stand für uns die erste Aktion unter dem Motto “Hämmer mit Herz” an. Einer von uns intern ins Leben gerufenen Initiative, welche an diesem Spieltag, wie auch in Zukunft, soziale Aktionen initiieren möchte und den sozialen Charakter der Ultrabewegung eine weitere Komponente hinzufügen möchte.
Für diese Premiere haben wir uns nicht weniger vorgenommen, als eine Aktion zu starten, welche uns besonders am Herzen liegt. In Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem 1. FC Union Berlin e.V. wollten wir ein uns tief bewegendes Ereignis aufgreifen. Den tragischen Tod von Nick, Spieler der Eisernen Biester. Nick verstarb nach einem Zusammenbruch im November letzten Jahres im Zuge eines Unionligaspiels. Als Gegner damals stand niemand anderes als unser Team auf dem Platz. Das Geschehene brachte unsere Mannschaften näher zusammen. Spendenaktion, Beerdigung, weitere Spiele und gemeinsame Trauer. Immer durften wir die Familie begleiten. Im Zuge dessen, erfuhren wir auch, dass Nick aus Überzeugung Organspender war und fünf Erwachsenen und einem Kind das Leben retten konnte. Dem wollten wir einen Rahmen geben und organisierten an diesem vierten Spieltag 40.000 Organspendeausweise. Unser hochgestecktes Ziel war es, dass jeder Unioner mit einem Ausweis nach Hause geht. Es machte uns sprachlos, als wir feststellten, dass wir dieses Ziel übertroffen haben. Rund 25.000 Ausweise wurden verteilt. Die Resonanz war beispiellos. Wir möchten uns an dieser Stelle bei Union, der BzgA, den Eisernen Biestern aber vor allem bei den Angehörigen von Nick bedanken, welche uns ihr Vertrauen geschenkt haben, Nick nochmal diesen Rahmen geben zu dürfen.
Nach dem emotionalen, aber auch kräftezehrenden Akt vor dem Spiel, ging es recht spät für einen Großteil unserer Jungs und denen von UBDK in den Block. Die Waldseite zeigte sich gut aufgelegt. Speziell die Klatscheinlagen erreichten eine starke Mitmachquote und das Spiel befeuerte dies zunächst ebenfalls. Hoffenheim war nicht auf dem Platz und Union untypisch eiskalt. Eine schnelle 2:0 Führung schien alle Zweifel an einen Sieg schnell zerstreut zu haben. Die Stimmung im Heimbereich war dementsprechend zunächst äußerst gelöst. Mit der zweiten Halbzeit wendete sich spielerisch jedoch das Blatt und es wurde hintenheraus nochmal spannend. Am Ende sicherte man jedoch den 2:1 Sieg. Der Support wechselte in der zweiten Halbzeit, dann von gelöster Stimmung hin in einen Arbeitsmodus, welcher wieder versuchte, mehr Energie auf den Platz zu übertragen. Am Ende eine solide Leistung auf den Rängen.
In der Halbzeitpause durfte unser Unionligateam ihre verdiente Ehrenrunde zum Ligapokaltriumph in der abgelaufenen Saison machen. Aufgrund des heutigen Rahmens und der Tatsache, dass der Fußballgott uns die Eisernen Biester doch tatsächlich auch als Finalgegner gegeben hatte, ließ man sich gemeinsam mit ihnen vor der Waldseite feiern.
Man genießt eigentlich viel zu selten, diese vermeintlich ruhigen Spieltage, wo man sich um nichts anderes kümmern muss. Waren wir vor dem Spiel enorm aktiv, so waren heute auch die Tapezierer auf Hochtouren. Die Havelland Unioner sendeten Genesungswünsche, Nancy “Stasi” Faeser und ihr umstrittener Gesetzentwurf zu u.a. der heimlichen Wohnungsdurchsuchung wurde thematisiert, das irrsinnige Urteil gegen zwei Ultras aus Karlsruhe, welche ohne Beweise zu Haftstrafen verurteilt wurde, erhielt ebenso eine Solidaritätsbekundung, wie die international Betroffenen der Flutkatastrophe.
Alles Themen, die zum Nachdenken anregen. Wie scheiße die Welt sein kann, zeigt auch, dass an einem Tag, an dem man einem verstorbenen Unioner, mit seiner selbstlosen Entscheidung für eine Organspende, eine Würdigung zukommen lässt, noch ein weiteres Thema Betroffenheit erzeugt. In den Tagen vor dem Spiel wurde bekannt, dass unser U19 Torhüter Berkin Arslanogullari an Knochenkrebs erkrankt ist. Seine Spielerkarriere war vorbei. Der Krebs ist es noch nicht. Eine Amputation des Beines war notwendig. In dieser schwierigen Zeit benötigen Berkin und seine Familie Unterstützung aus unserer Mitte. Daher rufen auch wir zu Spenden für Berkin auf.
Und als wenn dies nicht alles schon genug wäre, erreichte uns wenige Tage vor dem Spiel die Meldung, dass sich unser Bruder Ben überraschend ebenfalls einem harten Kampf stellen muss. Mit den Worten “Alleine Kämpfen gibt’s hier nicht. Stehst du im Schatten, kommen wir mit Licht. Gemeinsam stark für dich, Ben!” zeigen wir auch Zusammenhalt in schweren Zeiten. Halte durch, Ben. Wir stehen an Deiner Seite!
Ein Spieltag, welcher prädestiniert dafür wäre, einfach mal nur Fußball zu genießen, wurde zu einem Spieltag voller Emotionen und Solidaritätsbekundungen.
Und Niemals Vergessen: Auch Deine Entscheidung zählt!