Ein Schiedsrichter unterbricht ein Fußballspiel der 1. Bundesliga aufgrund eines Doppelhalters oder Gesängen? Die Öffentlichkeit stellt kritische Fußballfans auf eine Stufe mit Terroristen? Die subkulturell geprägte Variante von Kritik an Dietmar Hopp, dem sogenannten Hurensohn, und seinen Auswüchsen wird inhaltlich zur Morddrohung stilisiert, weil ihn ein Fadenkreuz ins Visier nimmt?
Auch wir betrachten mit Sorge eine Entwicklung rund um den Fußball, die die 50+1-Regel, freie Meinungsäußerung, Mitbestimmung und andere Fanrechte nach und nach aufweicht. Darüber hinaus scheint jedoch der Einfluss gängiger Mäzen wie Dietmar Hopp und Dietrich Mateschitz groß genug zu sein, um den Fußball auch weit über den Sport hinaus bis in die Fanszenen zu beeinflussen und das notfalls auch per angeblich unabhängiger Sportgerichtsbarkeit des DFB. Kollektivstrafen schützen eine Einzelperson zuungunsten tausender Unbeteiligter und ihrem Verein. Anstatt daraufhin jedoch die Verhältnismäßigkeit in Frage zu stellen oder gar die Entwicklungen im deutschen Profifußball, stürzt sich die Allgemeinheit wohl lieber auf die letzte Bastion eines einstigen Volkssports, nämlich die organisierte Fanszene. Weil sie laut, frech und oft provokativ auf Missstände aufmerksam macht.
Der Doppelhalter, der vor wenigen Minuten auf der Waldseite zu sehen war, ist keine Morddrohung. Er ist aber ganz klar provokant und kritisiert eine Person und eine stetige Entwicklung. Heute steht er jedoch vor allem entgegen schleichender Zensur und für die Ausdrucksfreiheit in den Kurven.
HammerHearts 2004