Union in Frankfurt

Was gibt es Schöneres, als an einem Sonntag in das 600 Kilometer entfernte Frankfurt zu reisen, schon mit der Gewissheit, dass man erst tief in der Nacht wieder in Berlin ankommen wird, um am Montag mal wieder mit viel zu wenig Schlaf auf Arbeit anzutanzen?

Pünktlich zur Hymne betraten wir den Gästeblock und zeigten zum ersten Mal die neue „Union gibt niemals auf“-Fahne. Die Stimmung im Gästeblock ließ in der ersten Halbzeit mal wieder ordentlich Luft nach oben. All das, was wir von der Mannschaft erwarten: Leidenschaft, Hingabe und Emotionen, zeigten wir im Block nur in Ansätzen. Die Mannschaft glich sich unserer Leistung an. So dauerte es keine 15 Minuten, bis uns zum ersten Mal die nervige Torhymne um die Ohren schallte. Nach einer Pingpong-Einlage im eigenen Strafraum stand Batshuayi völlig frei und netzte eiskalt ein. Bis auf einen Schuss ans Außennetz von Ilic kam von uns offensiv in der ersten Halbzeit sehr wenig.

Das änderte sich aber alles in Halbzeit zwei. Angefangen bei unserem Support. Ich weiß nicht, ob das eine Art Trotzreaktion war oder warum auf einmal Emotionen im Block zu spüren waren. Geil! Die Lieder wurden mit Leidenschaft gesungen, und die ersten Schlachtrufe hallten lautstark durch die Arena. Die Mannschaft reagierte ebenfalls. Die Einwechslungen von Hollerbach und Schäfer brachten gleich mehr Offensivdrang und Tempo ins Spiel. So dauerte es nicht lange, bis Leo Querfeld in der 62. Minute nach einer Ecke per Kopf den Gästeblock zum ersten Mal in Ekstase versetzte. Das Spiel war nun völlig offen. Auf Frankfurter Seite wurden zwei, drei sehr gute Chancen liegen gelassen und auch wir hatten ein, zwei gute Möglichkeiten. Dann kam die 78. Spielminute. Nach einem langen Ball ist Jeong plötzlich frei durch, verzögert, wird nicht angegriffen und haut die Pille ins linke untere Eck. Spiel gedreht!

Doch dann nahm der Wahnsinn erst seinen Lauf. In der 87. Minute erobert Schäfer am eigenen Strafraum den Ball, treibt ihn nach vorne, und über mehrere Stationen landet die Kugel am Ende bei Jeong. Der findet mit seiner Flanke den hereinfliegenden Hollerbach – 3:1 Union! Der Gästeblock steht Kopf. Die ersten Frankfurter haben wohl genug gesehen und verlassen das Stadion frühzeitig.

Plötzlich meldet sich der VAR. Keiner im Stadion weiß warum, weshalb und wieso, aber am Ende wird das Tor wegen eines Handspiels von Schäfer aberkannt. Damit aber noch nicht genug: In der letzten Minute der Nachspielzeit berührt Doekhi nach einer Flanke den Ball mit der Hand im Strafraum – Elfmeter. Einige der Frankfurter Fans, die vorhin noch auf dem Weg nach Hause waren, stehen jetzt wieder jubelnd auf ihren Plätzen. Die wissen nur nicht, dass bei uns Frederik Rønnow im Tor steht. Dieser hält den Elfmeter und sichert uns drei verdammt wichtige Punkte im Abstiegskampf!

Auf der Rücktour wurde dann noch eine Menge Blödsinn gequatscht, das Wissen zu ehemaligen Union-Profis und Weltmeister-Kadern verglichen bis man am Montag in der Früh endlich wieder in Berlin ankam.

Union gibt niemals auf!